Brasilien 2 - Viele Wege führen nach Rio
Zwischen Agro und Aggro
Völlig entnervt sitzt Dani hinterm Steuer, vor uns ein verschlossenes Tor, nicht das erste heute. Die Stimmung ist nicht mehr am Nullpunkt, sondern eher am Siedepunkt. Ich verkneif mir jede noch so gut gemeinte Wortäusserung, da ich fürchte, Dani macht es den unzähligen LKW-Fahrern nach die seit Tagen alle Kreuzungen blockieren, nämlich streiken. Also noch einmal wenden auf engstem Raum und zurück auf die Strasse. Schweigend fahren wir weiter, während die Augen weiterhin die Landschaft scannen auf der Suche nach, was wohl... einem Schlafplatz.
Rückblick:
Seit wir uns von den „Reisefriedlis“ Betty & Beat getrennt haben fahren wir durch immer gleiche Landschaft: Felder, Felder, Felder, so weit das Auge reicht. Da ist kein See, kein Berg, da sind nur Zäune, Felder und Wege, die vor einem Tor zu einer der riesigen Farmen enden. Es gibt keine Campings, keine Hostels und in dieser Landschaft ein Wildcamp zu finden ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Bisher konnten wir es auf unserer Reise strikt vermeiden, an Tankstellen zu schlafen. Auch in Brasilien ist dies keine Option für uns. Obwohl diese in der Regel mit 24-Stunden-Shop, Duschen, Toiletten und W-Lan ausgestattet sind, könnten wir hier kein Auge zu tun. Von zwei Jahren vorwiegend Wildcampen ist unser Gehör geschult, auf jedes noch so kleine Geräusch von draussen zu reagieren, und davon gibt es an einer Tankstelle jede Menge, mal davon abgesehen, dass die LKW-Fahrer in ganz Brasilien aufgrund der erhöhten Treibstoffpreise streiken und daher die Tankstellen zu Dutzenden belagern.
Grosse Umwege möchten wir nicht machen, denn wir wollen ein gutes Stück nach Nordosten und die Distanzen in Brasilien sind einfach gigantisch. Auf der Hauptroute nach einem Schlafplatz zu suchen hat also keinen Sinn, zumal die Mautgebühren langsam ganz schön zu Buche schlagen. Ich suche uns eine Alternativstrecke über Land, auch nicht die beste Idee. Zwei Tagen kurven wir durch Forstgebiet. Bleistiftwald und Abholzung ohne Ende, wir kommen uns vor wie in einem riesigen Mikadospiel. Die modernen Forstmaschinen pflücken einen Baum nach dem anderen. Mit nur einer Maschine werden die Bäume gefällt, zerteilt und gleich portioniert aufgestapelt, bereit zum Abholen. Dazwischen sieht man immer wieder klägliche Reste des ursprünglichen atlantischen Regenwaldes. Ein wildes Potpourri aus Nadel- und Laubbäumen. Da wachsen stolze Araukarien – sie gehören zu den ältesten Bäumen der Welt – neben grazilen Palmen, dazwischen wächst Bambus und Eukalyptus, alles überwuchert von Schlingpflanzen und Lianen. Besonders schön sind die buschigen Weihnachtssterne, die gerade in voller Blüte stehen. Wie lange dauert es, bis auch diese Waldstücke verschwunden sind? Nachdenklich und ein wenig deprimiert fahren wir weiter während der Tag fortschreitet, die vielen Ecken und Kurven bringen auch keine Zeitersparnis. Es sind lange Fahrtage, anstrengend und ohne Highlights, abgesehen von vereinzelten Felszügen und ein paar Brücken. Natürlich finden wir immer irgendwo einen Platz zum Stehen, sei es am Rande eines Feldes oder in einem ausgedienten Steinbruch, wir sind von dem her ja autark, aber wirklich erfüllend ist diese aufwändige Schlafplatzsucherei nun wirklich nicht.
Wir haben noch einen letzten Joker. Auf der Geocachekarte sehen wir in einer Region in der Nähe eine ziemliche Dichte an Cache, viele davon im Wald und einige bei Höhlen, das klingt doch spannend. So fahren wir einen Umweg in den Parque Estadual Intervales, da soll es noch einen grossen Bestand an atlantischem Regenwald geben. Tatsächlich ist die Strasse durch den Park faszinierend. Dichtester Wald zu beiden Seiten, verborgene Wasserfälle, verwachsene Wildpfade, exotische Pflanzen. Hier im Park soll es über 30 Jaguare geben, nebst vielen anderen Waldbewohnern. Doch erst müssen wir uns bei der Parkadministration melden heisst es am Eingang. Alejandro, ein junger Ranger, ist sehr engagiert und informiert uns über den Park und was es zu tun gibt. Die Gegend ist Karstgebiet und tatsächlich voller Höhlen, zum Teil riesigen Ausmasses. Es stellt sich heraus, dass man ohne Guide – den man hätte vorreservieren müssen - eigentlich gar nichts tun darf ausser einigen Spaziergängen, zudem darf man im Park nicht campen. Alejandro gibt sich jede erdenkliche Mühe und will uns sogar einen ehemaligen Campplatz zeigen, wo wir vielleicht mit Einwilligung des Besitzers stehen könnten. Leider ist der Weg dahin völlig verwachsen, ein Besitzer ist nicht auffindbar und sowiso hegen wir den Verdacht, dass sich Alejandro hoffnungslos verlaufen hat. Tja, da kann man trotz allem Enthusiasmus nichts machen und es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Park wieder zu verlassen. Mittlerweile ist fortgeschrittener Nachmittag, wir haben wieder keinen Schlafplatz in Aussicht und das Spiel geht von vorne los... Was soll ich sagen, die anfängliche Begeisterung über das Land ist im Moment ziemlich im Sinkflug, hoffentlich wirds bald anders...
Am nächsten Tag fahren wir durch ein Dorf auf der Suche nach einem Buffet-Restaurant, ja genau, das tägliche Highlight ;-) Wir sind es ja gewohnt, dass die Leute uns anstarren, denn Touristen sieht man abseits der Hauptrouten auch nicht jeden Tag. Doch dass sich ausnahmslos jeder umdreht und die Stirn runzelt, ist doch etwas sonderbar. An der nächsten Ampel klärt sich die Sache auf. Es scheppert unter dem Auto und unser Lärmpegel ist deutlich höher als sonst. Ein Blick unter Ticos Gürtellinie offenbart das Vermutete, eine Schweissnaht des Auspuffs ist gebrochen, eigentlich nicht verwunderlich bei unserer Affinität zu Offroadpisten jeder Art... Der Zufall will es, dass wir ein paar Kreuzungen weiter einen Mechaniker finden, der gerade frisch fröhlich auf seinem Vorplatz schweisst. Das muss unser Mann sein. Tatsächlich kann uns Antonio helfen. Fachmännisch nimmt er sich unserem Problem an und keine Stunde später ist die Sache erledigt, inkl. Aus- und Einbau, Unterbodenwäsche und Fotoshooting ;-) Gekostet hat die Sache 30 CHF und wir sind wieder on the road!
Völlig entnervt sitzt Dani hinterm Steuer, vor uns ein verschlossenes Tor, nicht das erste heute. Die Stimmung ist nicht mehr am Nullpunkt, sondern eher am Siedepunkt. Ich verkneif mir jede noch so gut gemeinte Wortäusserung, da ich fürchte, Dani macht es den unzähligen LKW-Fahrern nach die seit Tagen alle Kreuzungen blockieren, nämlich streiken. Also noch einmal wenden auf engstem Raum und zurück auf die Strasse. Schweigend fahren wir weiter, während die Augen weiterhin die Landschaft scannen auf der Suche nach, was wohl... einem Schlafplatz.
Rückblick:
Seit wir uns von den „Reisefriedlis“ Betty & Beat getrennt haben fahren wir durch immer gleiche Landschaft: Felder, Felder, Felder, so weit das Auge reicht. Da ist kein See, kein Berg, da sind nur Zäune, Felder und Wege, die vor einem Tor zu einer der riesigen Farmen enden. Es gibt keine Campings, keine Hostels und in dieser Landschaft ein Wildcamp zu finden ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Bisher konnten wir es auf unserer Reise strikt vermeiden, an Tankstellen zu schlafen. Auch in Brasilien ist dies keine Option für uns. Obwohl diese in der Regel mit 24-Stunden-Shop, Duschen, Toiletten und W-Lan ausgestattet sind, könnten wir hier kein Auge zu tun. Von zwei Jahren vorwiegend Wildcampen ist unser Gehör geschult, auf jedes noch so kleine Geräusch von draussen zu reagieren, und davon gibt es an einer Tankstelle jede Menge, mal davon abgesehen, dass die LKW-Fahrer in ganz Brasilien aufgrund der erhöhten Treibstoffpreise streiken und daher die Tankstellen zu Dutzenden belagern.
Grosse Umwege möchten wir nicht machen, denn wir wollen ein gutes Stück nach Nordosten und die Distanzen in Brasilien sind einfach gigantisch. Auf der Hauptroute nach einem Schlafplatz zu suchen hat also keinen Sinn, zumal die Mautgebühren langsam ganz schön zu Buche schlagen. Ich suche uns eine Alternativstrecke über Land, auch nicht die beste Idee. Zwei Tagen kurven wir durch Forstgebiet. Bleistiftwald und Abholzung ohne Ende, wir kommen uns vor wie in einem riesigen Mikadospiel. Die modernen Forstmaschinen pflücken einen Baum nach dem anderen. Mit nur einer Maschine werden die Bäume gefällt, zerteilt und gleich portioniert aufgestapelt, bereit zum Abholen. Dazwischen sieht man immer wieder klägliche Reste des ursprünglichen atlantischen Regenwaldes. Ein wildes Potpourri aus Nadel- und Laubbäumen. Da wachsen stolze Araukarien – sie gehören zu den ältesten Bäumen der Welt – neben grazilen Palmen, dazwischen wächst Bambus und Eukalyptus, alles überwuchert von Schlingpflanzen und Lianen. Besonders schön sind die buschigen Weihnachtssterne, die gerade in voller Blüte stehen. Wie lange dauert es, bis auch diese Waldstücke verschwunden sind? Nachdenklich und ein wenig deprimiert fahren wir weiter während der Tag fortschreitet, die vielen Ecken und Kurven bringen auch keine Zeitersparnis. Es sind lange Fahrtage, anstrengend und ohne Highlights, abgesehen von vereinzelten Felszügen und ein paar Brücken. Natürlich finden wir immer irgendwo einen Platz zum Stehen, sei es am Rande eines Feldes oder in einem ausgedienten Steinbruch, wir sind von dem her ja autark, aber wirklich erfüllend ist diese aufwändige Schlafplatzsucherei nun wirklich nicht.
Wir haben noch einen letzten Joker. Auf der Geocachekarte sehen wir in einer Region in der Nähe eine ziemliche Dichte an Cache, viele davon im Wald und einige bei Höhlen, das klingt doch spannend. So fahren wir einen Umweg in den Parque Estadual Intervales, da soll es noch einen grossen Bestand an atlantischem Regenwald geben. Tatsächlich ist die Strasse durch den Park faszinierend. Dichtester Wald zu beiden Seiten, verborgene Wasserfälle, verwachsene Wildpfade, exotische Pflanzen. Hier im Park soll es über 30 Jaguare geben, nebst vielen anderen Waldbewohnern. Doch erst müssen wir uns bei der Parkadministration melden heisst es am Eingang. Alejandro, ein junger Ranger, ist sehr engagiert und informiert uns über den Park und was es zu tun gibt. Die Gegend ist Karstgebiet und tatsächlich voller Höhlen, zum Teil riesigen Ausmasses. Es stellt sich heraus, dass man ohne Guide – den man hätte vorreservieren müssen - eigentlich gar nichts tun darf ausser einigen Spaziergängen, zudem darf man im Park nicht campen. Alejandro gibt sich jede erdenkliche Mühe und will uns sogar einen ehemaligen Campplatz zeigen, wo wir vielleicht mit Einwilligung des Besitzers stehen könnten. Leider ist der Weg dahin völlig verwachsen, ein Besitzer ist nicht auffindbar und sowiso hegen wir den Verdacht, dass sich Alejandro hoffnungslos verlaufen hat. Tja, da kann man trotz allem Enthusiasmus nichts machen und es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Park wieder zu verlassen. Mittlerweile ist fortgeschrittener Nachmittag, wir haben wieder keinen Schlafplatz in Aussicht und das Spiel geht von vorne los... Was soll ich sagen, die anfängliche Begeisterung über das Land ist im Moment ziemlich im Sinkflug, hoffentlich wirds bald anders...
Am nächsten Tag fahren wir durch ein Dorf auf der Suche nach einem Buffet-Restaurant, ja genau, das tägliche Highlight ;-) Wir sind es ja gewohnt, dass die Leute uns anstarren, denn Touristen sieht man abseits der Hauptrouten auch nicht jeden Tag. Doch dass sich ausnahmslos jeder umdreht und die Stirn runzelt, ist doch etwas sonderbar. An der nächsten Ampel klärt sich die Sache auf. Es scheppert unter dem Auto und unser Lärmpegel ist deutlich höher als sonst. Ein Blick unter Ticos Gürtellinie offenbart das Vermutete, eine Schweissnaht des Auspuffs ist gebrochen, eigentlich nicht verwunderlich bei unserer Affinität zu Offroadpisten jeder Art... Der Zufall will es, dass wir ein paar Kreuzungen weiter einen Mechaniker finden, der gerade frisch fröhlich auf seinem Vorplatz schweisst. Das muss unser Mann sein. Tatsächlich kann uns Antonio helfen. Fachmännisch nimmt er sich unserem Problem an und keine Stunde später ist die Sache erledigt, inkl. Aus- und Einbau, Unterbodenwäsche und Fotoshooting ;-) Gekostet hat die Sache 30 CHF und wir sind wieder on the road!
Alleine auf Brasiliens Strassen
Der Streik der LKW-Fahrer dauert nun schon 6 Tage, die Lage spitzt sich langsam zu. Aus den Medien erfahren wir, dass es in den Städten bereits massive Probleme geben soll. Strassenblockaden legen den Verkehr lahm, Supermärkte bekommen keinen Nachschub mehr, Flüge werden gestrichen. In Rio gibts keinen Treibstoff mehr und in Sao Paolo wurde bereits der Notstand ausgerufen, das Militär ist angehalten, Blockaden zu durchbrechen und für Ordnung zu sorgen.
Mittlerweile fahren wir durchs Kaffeeland von Minas Gerais. Hier oben im Nirgendwo sind die Auswirkungen längst nicht so dramatisch. Alle paar Kilometer eine Strassenblockade, allerdings sind die Truckies allesamt freundlich und lassen uns passieren. Die meisten Tankstellen haben bereits geschlossen, andere haben ein reduziertes Sortiment. Die Strassen sind mittlerweile wie leergefegt, hier fährt nur noch wer muss, es ist wirklich sehr speziell. Auch wir bunkern Reserven und überdenken die Route. Wir werden den Städten fernbleiben und suchen uns ein Plätzchen, wo wir das Ganze aussitzen können, Vorräte und Wasser haben wir schliesslich genug.
Wir sitzen beim Mittagsbuffet im Restaurant neben einer Tankstelle und plaudern mit ein paar Truckiefahrern die hier rumhängen und Bier trinken. Endlich treffen wir mal jemanden der englisch spricht und uns die Situation erklären kann. Man ist zuversichtlich, dass der Streik in ein paar Tagen zu Ende ist und die Regierung einlenkt. Wir sind uns da nicht so sicher. Die Trucker sind mit dem angebotenen Treibstoffnachlass von 10% nicht zufrieden und fordern den Rücktritt des Präsidenten des Treibstoffkonzerns Petrobras, der für die hohen Preise verantwortlich ist.
Heute haben wir wirklich Glück mit unserem Schlafplatz. Wir finden einen ruppigen Weg hoch zu einem alten Wassertank auf einem Hügel, von wo man eine tolle Aussicht auf die Situation unten auf der Autobahn hat. Es ist die Hauptachse von der Millionenmetropole Sao Paolo hoch zur Hauptstadt Brasilia, und solange die leer ist, müssen wir auch nicht weiter. Zwei Tage bleiben wir auf unserem Beobachtungsposten. Am Morgen des 3. Tages fahren wir trotz leerer Strassen weiter, es macht uns ganz wuschig so ohne News und Internet und wir wollen wissen was geht. Auf dem Weg in die Region der Barockstädte um Belo Horizonte treffen wir ausnahmslos auf geschlossene Tankstellen. Die Truckies an den Strassensperren wirken teilweise recht alkoholisiert und entsprechend unberechenbar ist die Stimmung. Im grossen Supermarkt in Sao Joao del Rei sind keine Frischwaren mehr erhältlich, die leeren Regale werden mit Lagerware wie Kartoffeln und Kürbis gefüllt um den Mangel zu kaschieren. Die Fleischtheke ist indes gut bestückt und auch besucht, den Brasilianern scheint es gar nicht aufzufallen dass es keinen Salat mehr gibt, aber wehe man nimmt ihnen das Fleisch weg!
Der Streik der LKW-Fahrer dauert nun schon 6 Tage, die Lage spitzt sich langsam zu. Aus den Medien erfahren wir, dass es in den Städten bereits massive Probleme geben soll. Strassenblockaden legen den Verkehr lahm, Supermärkte bekommen keinen Nachschub mehr, Flüge werden gestrichen. In Rio gibts keinen Treibstoff mehr und in Sao Paolo wurde bereits der Notstand ausgerufen, das Militär ist angehalten, Blockaden zu durchbrechen und für Ordnung zu sorgen.
Mittlerweile fahren wir durchs Kaffeeland von Minas Gerais. Hier oben im Nirgendwo sind die Auswirkungen längst nicht so dramatisch. Alle paar Kilometer eine Strassenblockade, allerdings sind die Truckies allesamt freundlich und lassen uns passieren. Die meisten Tankstellen haben bereits geschlossen, andere haben ein reduziertes Sortiment. Die Strassen sind mittlerweile wie leergefegt, hier fährt nur noch wer muss, es ist wirklich sehr speziell. Auch wir bunkern Reserven und überdenken die Route. Wir werden den Städten fernbleiben und suchen uns ein Plätzchen, wo wir das Ganze aussitzen können, Vorräte und Wasser haben wir schliesslich genug.
Wir sitzen beim Mittagsbuffet im Restaurant neben einer Tankstelle und plaudern mit ein paar Truckiefahrern die hier rumhängen und Bier trinken. Endlich treffen wir mal jemanden der englisch spricht und uns die Situation erklären kann. Man ist zuversichtlich, dass der Streik in ein paar Tagen zu Ende ist und die Regierung einlenkt. Wir sind uns da nicht so sicher. Die Trucker sind mit dem angebotenen Treibstoffnachlass von 10% nicht zufrieden und fordern den Rücktritt des Präsidenten des Treibstoffkonzerns Petrobras, der für die hohen Preise verantwortlich ist.
Heute haben wir wirklich Glück mit unserem Schlafplatz. Wir finden einen ruppigen Weg hoch zu einem alten Wassertank auf einem Hügel, von wo man eine tolle Aussicht auf die Situation unten auf der Autobahn hat. Es ist die Hauptachse von der Millionenmetropole Sao Paolo hoch zur Hauptstadt Brasilia, und solange die leer ist, müssen wir auch nicht weiter. Zwei Tage bleiben wir auf unserem Beobachtungsposten. Am Morgen des 3. Tages fahren wir trotz leerer Strassen weiter, es macht uns ganz wuschig so ohne News und Internet und wir wollen wissen was geht. Auf dem Weg in die Region der Barockstädte um Belo Horizonte treffen wir ausnahmslos auf geschlossene Tankstellen. Die Truckies an den Strassensperren wirken teilweise recht alkoholisiert und entsprechend unberechenbar ist die Stimmung. Im grossen Supermarkt in Sao Joao del Rei sind keine Frischwaren mehr erhältlich, die leeren Regale werden mit Lagerware wie Kartoffeln und Kürbis gefüllt um den Mangel zu kaschieren. Die Fleischtheke ist indes gut bestückt und auch besucht, den Brasilianern scheint es gar nicht aufzufallen dass es keinen Salat mehr gibt, aber wehe man nimmt ihnen das Fleisch weg!
Zwangsurlaub in Tiradentes
In Tiradentes quartieren wir uns auf dem schönen Campingplatz ausserhalb der Stadt ein. Direkt am Fluss gelegen, idyllisch umgeben von Bananenstauden, Palmen und Mangobäumen stehen wir ganz alleine da. Es hat einen Pool, neue Sanitäranlagen und auch einen grosszügigen Waschbereich – leider keine Maschine – da sollten wir uns wohl ein paar Tage beschäftigen können.
Am nächsten Morgen durchforsten wir das Internet nach News zur aktuellen Situation. Während die Boulevardpresse bereits Horrorszenarien wie Gewalt, Plünderungen und einen drohenden Staatsstreich prophezeit, sind andere Medien realistischer, doch schockieren uns Meldungen von Millionen getöteten Hühnern und Schweinen, da kein Futter mehr geliefert wird, und Spitälern die Operationen und Dialysepatienten verschieben, weil Medikamente fehlen. Wir sind froh sind wir weit ab von diesen Problemen, doch natürlich sind wir besorgt, wie sich die Situation entwickelt.
Zur Ablenkung sehen wir uns das hübsche Kolonialstädtchen Tiradentes (übersetzt: Zahnzieher, benannt nach dem Freiheitskämpfer und Zahnarzt Tiradentes) an. Wir wandern entlang der Schiene des historischen Dampflokomotive „Maria Fumaca“ (die rauchende Maria), flanieren durch die gepflasterten Gassen und sehen uns die restaurierten Gebäude und Kirchen an. Die Stadt gefällt uns gut, sie ist voller Cafés, Boutiquen und Galerien und hier ist absolut nichts zu spüren von der prophezeiten Endzeitstimmung. Es tut einfach gut, mal den Kopf zu „verlüften“ und deutlich entspannter kehren wir nach dem schönen Nachmittag zum Camping zurück.
Es ist wirklich gemütlich hier und wir verbringen die Zeit mit allerlei Haushalt- und Schrauberarbeiten, Bürokram und der Planung unserer weiteren Reise. Ach hätten wir nur überall so tolles Internet wie hier...
In Tiradentes quartieren wir uns auf dem schönen Campingplatz ausserhalb der Stadt ein. Direkt am Fluss gelegen, idyllisch umgeben von Bananenstauden, Palmen und Mangobäumen stehen wir ganz alleine da. Es hat einen Pool, neue Sanitäranlagen und auch einen grosszügigen Waschbereich – leider keine Maschine – da sollten wir uns wohl ein paar Tage beschäftigen können.
Am nächsten Morgen durchforsten wir das Internet nach News zur aktuellen Situation. Während die Boulevardpresse bereits Horrorszenarien wie Gewalt, Plünderungen und einen drohenden Staatsstreich prophezeit, sind andere Medien realistischer, doch schockieren uns Meldungen von Millionen getöteten Hühnern und Schweinen, da kein Futter mehr geliefert wird, und Spitälern die Operationen und Dialysepatienten verschieben, weil Medikamente fehlen. Wir sind froh sind wir weit ab von diesen Problemen, doch natürlich sind wir besorgt, wie sich die Situation entwickelt.
Zur Ablenkung sehen wir uns das hübsche Kolonialstädtchen Tiradentes (übersetzt: Zahnzieher, benannt nach dem Freiheitskämpfer und Zahnarzt Tiradentes) an. Wir wandern entlang der Schiene des historischen Dampflokomotive „Maria Fumaca“ (die rauchende Maria), flanieren durch die gepflasterten Gassen und sehen uns die restaurierten Gebäude und Kirchen an. Die Stadt gefällt uns gut, sie ist voller Cafés, Boutiquen und Galerien und hier ist absolut nichts zu spüren von der prophezeiten Endzeitstimmung. Es tut einfach gut, mal den Kopf zu „verlüften“ und deutlich entspannter kehren wir nach dem schönen Nachmittag zum Camping zurück.
Es ist wirklich gemütlich hier und wir verbringen die Zeit mit allerlei Haushalt- und Schrauberarbeiten, Bürokram und der Planung unserer weiteren Reise. Ach hätten wir nur überall so tolles Internet wie hier...
Prunk – prunkvoller - Ouro Preto
Nach den erholsamen Tagen in Tiradentes sind wir wieder motiviert weiter zu ziehen. Der Streik soll zu Ende sein, doch es wird wohl noch dauern, bis sich alles wieder normalisiert hat. Viele Tankstellen haben noch geschlossen, vor den wenigen, die wieder Treibstoff verkaufen, haben sich Hunderte Meter lange Schlangen gebildet. Zum Glück brauchen wir noch keinen Diesel. Die Landschaft hier in der Region Minas Gerais gefällt uns deutlich besser als der Parana und das Hinterland Sao Paolos. Es ist viel hügeliger, weniger Nutzfläche und die Dörfer machen wieder etwas her. Minais Gerais ist im 17. Jh. aufgrund des Goldvorkommens zu immensem Reichtum gekommen. Als der Goldrush ausbrach, hat man kurzerhand die Sklaven von den Zuckerrohrfeldern der Küste abgezogen und hier in den Minen schuften lassen. Tatsächlich ist die Bevölkerung hier viel dunkler, im Hinterland wo sich viele Nachkommen afrikanischer Sklaven niedergelassen haben, wähnen wir uns fast in Afrika, so viele schwarze Kinder spielen am Wegrand oder spähen hinter den Lattenzäunen hervor.
Unser Ziel ist prunkvollste aller Barockstädte um Belo Horizonte, Ouro Preto – schwarzes Gold. Die Stadt war zum Höhepunkt des Goldrush die grösste und reichste der neuen Welt sowie das Zentrum für Handel und Kunst. Verschwenderisch wurden die üppigen Gold- und Edelsteinfunde hier in Gebäude und Kirchen, Statuen und Plätze investiert, vieles davon ist gut erhalten oder restauriert, seit 1980 gehört die Altstadt zum Unesco Weltkulturerbe. Wir hoffen hier ein paar Werke Alejadinhos zu sehen, des berühmtesten Baumeisters und Bildhauers seiner Zeit. Alejadinho - übersetzt: Krüppelchen – wurde bereits in jungen Jahren Opfer einer verstümmelnden Krankheit, die ihn allerdings nicht an seinem Schöpfen hindern konnte. Er liess sich sein Werkzeug an seine Armstümpfe schnüren und arbeitete auf Knien und schuf so filigrane Skulpturen und andere Kunstwerke.
Tja, nur mit dieser brennenden Neugier auf die Stadt lässt es sich wohl erklären, dass wir in einem Akt grenzenloser Selbstüberschätzung beschlossen haben, mit Tico direkt ins Zentrum zu fahren. Eine Entscheidung die wir zwar nach kurzer Zeit bereuten, allerdings nicht mehr so schnell ändern konnten. Noch nie haben wir auf unserer Reise so enge und steile Kopfsteinpflasterstrassen angetroffen wie hier in Ouro Preto. Es war eine gefühlt endlose nervenaufreibende Irrfahrt durch ein Labyrinth verwinkelter, uneinsehbarer Einbahnstrassen, bis wir wieder oben auf der Hauptstrasse standen. Ok, 1:0 für die Stadt, aber so leicht geben wir nicht auf. Von der Ringstrasse am Hang hat man einen atemberaubenden Blick hinunter in die Stadt, die sich im Tal bis weit in die Hänge hinaus ausbreitet. Auf jedem Hügel steht eine prachtvolle Kirche und es scheint, als wollen sie sich gegenseitig übertrumpfen. An einer solchen stellen wir Tico ab und erkunden die Stadt wie es sich gehört, nämlich zu Fuss. Die Altstadt scheint nur aus restaurierten Kolonialgebäuden zu bestehen, heute beherbergen sie Cafés, Galerien und unzählige Souvenirläden. Die eigentlich einfache Runde, die ich uns zusammengestellt habe wird durch die Topografie der Stadt deutlich erschwert. Steil geht es runter, nur um auf der anderen Seite des Flusses ebenso steil wieder anzusteigen. Wir sehen uns viele der prächtigen Kirchen von aussen an, denn wir sind nicht gewillt, für eine Gotteshaus Eintrittspreise zu bezahlen, schon gar nicht derart stolze. Wir geniessen Espressos und Quiche am Praca Tiradentes und schlendern durch den grossen Kunsthandwerksmarkt. Irgendwann kommen wir müde wieder bei Tico an, erholen uns bei einem Tereré an der Sonne auf der Kirchenmauer und planen wo wir heute die Nacht verbringen. Ouro Preto hat uns super gefallen und man könnte sicher ein paar Tage hier verbringen, um sich den ganzen Prunk vergangener Tage anzusehen, aber mit dem Auto bevorzugen wir doch lieber einen Platz in der Natur.
Diesen hoffen wir im nahen Naturpark Cachoeira das Andorinhas zu finden. Um dorthin zu gelangen, fahren wir durch ein gelinde gesagt weniger gut betuchtes Barrio. Im ersten Gang kämpft sich Tico durch die engen und ultrasteilen Gassen, unter ständiger Beobachtung der hiesigen Anwohner, die am Strassenrand rumhängen und uns misstrauisch beäugen. Nach dieser ungeplanten Favelatour sind wir tatsächlich oben auf einem hügeligen Plateau angelangt, und wir fahren deutlich entspannter weiter zum Naturpark, wo wir uns an den schönen Wasserfällen und Naturpools bei traumhafter Aussicht vom Stadtbesuch erholen.
Nach den erholsamen Tagen in Tiradentes sind wir wieder motiviert weiter zu ziehen. Der Streik soll zu Ende sein, doch es wird wohl noch dauern, bis sich alles wieder normalisiert hat. Viele Tankstellen haben noch geschlossen, vor den wenigen, die wieder Treibstoff verkaufen, haben sich Hunderte Meter lange Schlangen gebildet. Zum Glück brauchen wir noch keinen Diesel. Die Landschaft hier in der Region Minas Gerais gefällt uns deutlich besser als der Parana und das Hinterland Sao Paolos. Es ist viel hügeliger, weniger Nutzfläche und die Dörfer machen wieder etwas her. Minais Gerais ist im 17. Jh. aufgrund des Goldvorkommens zu immensem Reichtum gekommen. Als der Goldrush ausbrach, hat man kurzerhand die Sklaven von den Zuckerrohrfeldern der Küste abgezogen und hier in den Minen schuften lassen. Tatsächlich ist die Bevölkerung hier viel dunkler, im Hinterland wo sich viele Nachkommen afrikanischer Sklaven niedergelassen haben, wähnen wir uns fast in Afrika, so viele schwarze Kinder spielen am Wegrand oder spähen hinter den Lattenzäunen hervor.
Unser Ziel ist prunkvollste aller Barockstädte um Belo Horizonte, Ouro Preto – schwarzes Gold. Die Stadt war zum Höhepunkt des Goldrush die grösste und reichste der neuen Welt sowie das Zentrum für Handel und Kunst. Verschwenderisch wurden die üppigen Gold- und Edelsteinfunde hier in Gebäude und Kirchen, Statuen und Plätze investiert, vieles davon ist gut erhalten oder restauriert, seit 1980 gehört die Altstadt zum Unesco Weltkulturerbe. Wir hoffen hier ein paar Werke Alejadinhos zu sehen, des berühmtesten Baumeisters und Bildhauers seiner Zeit. Alejadinho - übersetzt: Krüppelchen – wurde bereits in jungen Jahren Opfer einer verstümmelnden Krankheit, die ihn allerdings nicht an seinem Schöpfen hindern konnte. Er liess sich sein Werkzeug an seine Armstümpfe schnüren und arbeitete auf Knien und schuf so filigrane Skulpturen und andere Kunstwerke.
Tja, nur mit dieser brennenden Neugier auf die Stadt lässt es sich wohl erklären, dass wir in einem Akt grenzenloser Selbstüberschätzung beschlossen haben, mit Tico direkt ins Zentrum zu fahren. Eine Entscheidung die wir zwar nach kurzer Zeit bereuten, allerdings nicht mehr so schnell ändern konnten. Noch nie haben wir auf unserer Reise so enge und steile Kopfsteinpflasterstrassen angetroffen wie hier in Ouro Preto. Es war eine gefühlt endlose nervenaufreibende Irrfahrt durch ein Labyrinth verwinkelter, uneinsehbarer Einbahnstrassen, bis wir wieder oben auf der Hauptstrasse standen. Ok, 1:0 für die Stadt, aber so leicht geben wir nicht auf. Von der Ringstrasse am Hang hat man einen atemberaubenden Blick hinunter in die Stadt, die sich im Tal bis weit in die Hänge hinaus ausbreitet. Auf jedem Hügel steht eine prachtvolle Kirche und es scheint, als wollen sie sich gegenseitig übertrumpfen. An einer solchen stellen wir Tico ab und erkunden die Stadt wie es sich gehört, nämlich zu Fuss. Die Altstadt scheint nur aus restaurierten Kolonialgebäuden zu bestehen, heute beherbergen sie Cafés, Galerien und unzählige Souvenirläden. Die eigentlich einfache Runde, die ich uns zusammengestellt habe wird durch die Topografie der Stadt deutlich erschwert. Steil geht es runter, nur um auf der anderen Seite des Flusses ebenso steil wieder anzusteigen. Wir sehen uns viele der prächtigen Kirchen von aussen an, denn wir sind nicht gewillt, für eine Gotteshaus Eintrittspreise zu bezahlen, schon gar nicht derart stolze. Wir geniessen Espressos und Quiche am Praca Tiradentes und schlendern durch den grossen Kunsthandwerksmarkt. Irgendwann kommen wir müde wieder bei Tico an, erholen uns bei einem Tereré an der Sonne auf der Kirchenmauer und planen wo wir heute die Nacht verbringen. Ouro Preto hat uns super gefallen und man könnte sicher ein paar Tage hier verbringen, um sich den ganzen Prunk vergangener Tage anzusehen, aber mit dem Auto bevorzugen wir doch lieber einen Platz in der Natur.
Diesen hoffen wir im nahen Naturpark Cachoeira das Andorinhas zu finden. Um dorthin zu gelangen, fahren wir durch ein gelinde gesagt weniger gut betuchtes Barrio. Im ersten Gang kämpft sich Tico durch die engen und ultrasteilen Gassen, unter ständiger Beobachtung der hiesigen Anwohner, die am Strassenrand rumhängen und uns misstrauisch beäugen. Nach dieser ungeplanten Favelatour sind wir tatsächlich oben auf einem hügeligen Plateau angelangt, und wir fahren deutlich entspannter weiter zum Naturpark, wo wir uns an den schönen Wasserfällen und Naturpools bei traumhafter Aussicht vom Stadtbesuch erholen.
„Ihre Reise führt nach Ipanema – Rio de Janeiro“...
...heisst es im Buchungsmail von AirBnB, das wir soeben erhalten haben. Auch weiterhin bleibt es sehr schwer Schlafplätze zu finden, denn an Tankstellen schlafen wir nicht und abseits der Autobahn finden sich nur wenige einsame Seitenwege oder ungenutztes Land, geschweige denn Campingplätze oder Hostels.
So lassen wir uns nicht lumpen und buchen für unseren Besuch in der schillerndsten Stadt der Atlantikküste gleich ein Appartement im chicen Viertel Ipanema.
Voller Vorfreude gehts nun also südwärts Richtung Rio. Den nördlichsten Punkt in Brasilien haben wir erreicht, weiter hoch wollen wir nicht, obwohl uns die Landschaft hier oben langsam richtig gut gefällt. Es bleibt weiterhin schwierig mit den Schlafplätzen und wir landen an den kuriosesten Orten. Einmal finden wir per Zufall eine Art Vergnügungspark mitten in der Natur. Alles ist heruntergekommen und überwuchert, aber der nette Aufpasser meint, wir können problemlos auf dem Parkplatz schlafen. Dieser ist auch schon fast zugewachsen und wir stehen umringt von Dschungel, tropischen Blumen und wild wuchernden Maracujabüschen, die bereits das gesamte Volleyballfeld nebenan zurück erobert haben. Abends schlendern wir verbotenerweise durch die Anlage, hier muss einmal ein echtes Paradies gewesen sein mit viel Liebe zum Detail, doch offenbar ist auch hier das Geld ausgegangen, wie an so vielen anderen Orten.
Am nächsten Abend folgen wir dem Navi zu einem iOverlandpunkt am Fusse des Nationalparks Serra dos Orgaos, steil aufragende Zuckerhüte inmitten wilder Natur. Immer steiler und schmaler wird die Strasse durchs Dorf, bis wir ganz oben vor einem feudalen Tor stehen. Voller Freude klingeln wir die Besitzerin des Anwesens aus dem Haus, welche uns freundlich aufklärt, dass hier kein Camping sei und sie sich sowiso wundere, warum immer mal wieder jemand den Weg hierher finden würde und auf ihrem Land campen wolle. Upps peinlich! Wir klären sie über iOverlander auf und versprechen, den falschen Eintrag zu löschen, aber damit hat sich unsere Campsituation auch nicht gebessert. Wir kurven noch ein wenig hier oben rum und landen in einer wunderschönen Hotelanlage im Wald. Die freundliche Besitzern hat ein Einsehen und lässt uns kostenlos auf einem Parkplatz campen, der mindestens ebenso idyllisch liegt wie der Rest der Hotelanlage. Zum Dank testen wir uns an der Bar durchs hiesige Biersortiment und so ist letztlich allen gedient.
Natürlich haben wir die Zeit nicht nur mit der Suche nach Schlafplätzen verbracht. Wir machen einen Abstecher ins Casa Suiza bei Novo Friburgo, wo es viele Schweizer Immigranten hat. Hier hat es eine Schaukäserei und man kann sich im Laden mit vielen leckeren Sorten eindecken, zudem hat es hausgemachte Schokolade, leckere Pralinen und richtige „Klöpfer“. Das ziemlich kostspielige Restaurant mit Schweizer Spezialitäten lassen wir aus und besuchen dafür das kleine Museum, in welchem die Geschichte der Schweizer Auswanderer dargestellt wird. Zum Schluss sehen wir uns noch das riesige Wilhelm Tell Denkmal im Garten an.
Die Gegend um Petropolis gefällt uns richtig gut, kein Wunder, dass sich hier oben die besser betuchten Cariocas – wie sich die Einwohner Rios nennen – luxuriöse Weekendhäuser leisten. Der Ort liegt auf 1'000 m inmitten herrlicher Natur, ideal um der Hitze Rios zu entfliehen.
...heisst es im Buchungsmail von AirBnB, das wir soeben erhalten haben. Auch weiterhin bleibt es sehr schwer Schlafplätze zu finden, denn an Tankstellen schlafen wir nicht und abseits der Autobahn finden sich nur wenige einsame Seitenwege oder ungenutztes Land, geschweige denn Campingplätze oder Hostels.
So lassen wir uns nicht lumpen und buchen für unseren Besuch in der schillerndsten Stadt der Atlantikküste gleich ein Appartement im chicen Viertel Ipanema.
Voller Vorfreude gehts nun also südwärts Richtung Rio. Den nördlichsten Punkt in Brasilien haben wir erreicht, weiter hoch wollen wir nicht, obwohl uns die Landschaft hier oben langsam richtig gut gefällt. Es bleibt weiterhin schwierig mit den Schlafplätzen und wir landen an den kuriosesten Orten. Einmal finden wir per Zufall eine Art Vergnügungspark mitten in der Natur. Alles ist heruntergekommen und überwuchert, aber der nette Aufpasser meint, wir können problemlos auf dem Parkplatz schlafen. Dieser ist auch schon fast zugewachsen und wir stehen umringt von Dschungel, tropischen Blumen und wild wuchernden Maracujabüschen, die bereits das gesamte Volleyballfeld nebenan zurück erobert haben. Abends schlendern wir verbotenerweise durch die Anlage, hier muss einmal ein echtes Paradies gewesen sein mit viel Liebe zum Detail, doch offenbar ist auch hier das Geld ausgegangen, wie an so vielen anderen Orten.
Am nächsten Abend folgen wir dem Navi zu einem iOverlandpunkt am Fusse des Nationalparks Serra dos Orgaos, steil aufragende Zuckerhüte inmitten wilder Natur. Immer steiler und schmaler wird die Strasse durchs Dorf, bis wir ganz oben vor einem feudalen Tor stehen. Voller Freude klingeln wir die Besitzerin des Anwesens aus dem Haus, welche uns freundlich aufklärt, dass hier kein Camping sei und sie sich sowiso wundere, warum immer mal wieder jemand den Weg hierher finden würde und auf ihrem Land campen wolle. Upps peinlich! Wir klären sie über iOverlander auf und versprechen, den falschen Eintrag zu löschen, aber damit hat sich unsere Campsituation auch nicht gebessert. Wir kurven noch ein wenig hier oben rum und landen in einer wunderschönen Hotelanlage im Wald. Die freundliche Besitzern hat ein Einsehen und lässt uns kostenlos auf einem Parkplatz campen, der mindestens ebenso idyllisch liegt wie der Rest der Hotelanlage. Zum Dank testen wir uns an der Bar durchs hiesige Biersortiment und so ist letztlich allen gedient.
Natürlich haben wir die Zeit nicht nur mit der Suche nach Schlafplätzen verbracht. Wir machen einen Abstecher ins Casa Suiza bei Novo Friburgo, wo es viele Schweizer Immigranten hat. Hier hat es eine Schaukäserei und man kann sich im Laden mit vielen leckeren Sorten eindecken, zudem hat es hausgemachte Schokolade, leckere Pralinen und richtige „Klöpfer“. Das ziemlich kostspielige Restaurant mit Schweizer Spezialitäten lassen wir aus und besuchen dafür das kleine Museum, in welchem die Geschichte der Schweizer Auswanderer dargestellt wird. Zum Schluss sehen wir uns noch das riesige Wilhelm Tell Denkmal im Garten an.
Die Gegend um Petropolis gefällt uns richtig gut, kein Wunder, dass sich hier oben die besser betuchten Cariocas – wie sich die Einwohner Rios nennen – luxuriöse Weekendhäuser leisten. Der Ort liegt auf 1'000 m inmitten herrlicher Natur, ideal um der Hitze Rios zu entfliehen.
Rio – erstens kommt es anders...
Bevor wir am Morgen die Hotelanlage im Wald verlassen, pack ich unsere Taschen für Rio de Janeiro. Es ist Monate her, seit wir das letzte Mal in einem Hotel geschlafen haben und so landet der halbe Kleiderschrank in der IKEA-Tasche, alle Elektonikadapter, Zahnbürsten und Hundert andere Sachen... die Vorfreude ist riesig.
Von Petropolis gehts 1'000 m runter an die Küste, die gewundene Strasse gibt immer wieder schöne Ausblicke in die Berge und Richtung Küste preis. Zielsicher fährt uns Dani durch die Agglomeration Rios. Schon von weitem sehen wir die gigantische Christo-Statue hoch oben auf dem Corcovado - Rio wir kommen!
Im hippen Stadtteil Ipanema herrscht viel Verkehr, zum Glück müssen wir hier keinen Parkplatz suchen. Wir parken direkt vor dem Appartementhouse, wo wir gleich von drei Concièrges in Livree begrüsst werden, so habe ich mir das vorgestellt.
Während ich mich in der blitzeblanken marmornen Eingangshalle anmelde, diskutiert Dani mit einem Concierge, beide blicken zweifelnd zum Tor der Einstellhalle. Nein, das darf jetzt nicht wahr sein, ich habe extra bei der Buchung die Masse unseres Autos angegeben und uns wurde versichert, das Auto passe problemlos in die Einstellhalle, was es auch würde, nur reicht die Höhe eben nicht zum reinfahren! Verflucht, was jetzt? Es wird versucht eine Lösung zu finden, doch auch alle anderen Garagen im Umfeld sind zu niedrig. Wir sollen doch einfach auf der Strasse parkieren, es würde schon nichts passieren. Ja klar, unter keinen Umständen lassen wir unser Auto mitten in Rio nachts auf der Strasse stehen, mal davon abgesehen dass es weit und breit keinen freien Parkplatz gibt... Der Frust ist riesig, da stehen wir nun mit unseren gepackten Taschen doch es hilft nichts, Tico geht vor und wir canceln unser Appartement schweren Herzens.
Nun stehen wir buchstäblich auf der Strasse mitten in Rio, haben weder Ideen noch Internet um diese umzusetzen. Wir fahren an die Copacabana, für die wir im Moment so gar kein Auge haben und diskuttieren die Möglichkeiten. Da sich auf die Schnelle sowiso keine andere Unterkunft mit Einstellhalle finden lässt, kommt der Notfallplan zum Zug. Wir fahren zu einem bewachten Parkplatz direkt am Meer, unmittelbar neben dem Zuckerhut, mal sehen wies dort aussieht.
Eigentlich ist es gar nicht so übel, wir parken für sehr wenig Geld recht zentral tatsächlich direkt am Meer, haben Sicht auf den Zuckerhut und auf den Corcovado, und das Militär patroulliert alle paar Minuten, denn wir sind hier auf Militärgelände. Bei der Talstation der Seilbahn gibts sogar freies Internet, es könnte also durchaus schlimmer sein. So verdrängen wir unseren Frust erstmal und nutzen das tolle Wetter gleich aus, um die Aussicht vom Corcovado zu begutachten.
Viele Wege führen auf den Berg, doch wir entscheiden uns für die Zahnradbahn, was wir in der Schweiz noch nie geschafft haben, wird in Rio wahr. Steil fährt das Züglein durch dichten Regenwald hoch auf den Corcovado, von hier sind es nur noch wenige Stufen bis zur Christo-Statue. Diese ist über 30 m hoch und tatsächlich liegt ihr die Stadt zu Füssen. Die Aussicht ist einfach atemberaubend, niemals haben wir etwas vergleichbares gesehen. Staunend lassen wir Rio auf uns wirken, entdecken den Zuckerhut, die Copacabana, die Innenstadt und die Favelas. Wir amüsieren uns über die Selfie-Touristen, die die unmöglichsten Positionen einnehmen, damit sie auf dem Bild Christo die Hände reichen oder in seinem Relief stehen. Da geniessen wir doch lieber die Aussicht über die Stadt, die Hügel und die unzähligen vorgelagerten Inseln. Im Panorama-Restaurant stossen wir dann mit Caipirinhas und einem erstaunlich guten Essen auf Rio an. Wir sind glücklich und haben die leidige Wohnsituation schon fast vergessen ob der Schönheit der Stadt aus der Vogelperspektive.
Bevor wir am Morgen die Hotelanlage im Wald verlassen, pack ich unsere Taschen für Rio de Janeiro. Es ist Monate her, seit wir das letzte Mal in einem Hotel geschlafen haben und so landet der halbe Kleiderschrank in der IKEA-Tasche, alle Elektonikadapter, Zahnbürsten und Hundert andere Sachen... die Vorfreude ist riesig.
Von Petropolis gehts 1'000 m runter an die Küste, die gewundene Strasse gibt immer wieder schöne Ausblicke in die Berge und Richtung Küste preis. Zielsicher fährt uns Dani durch die Agglomeration Rios. Schon von weitem sehen wir die gigantische Christo-Statue hoch oben auf dem Corcovado - Rio wir kommen!
Im hippen Stadtteil Ipanema herrscht viel Verkehr, zum Glück müssen wir hier keinen Parkplatz suchen. Wir parken direkt vor dem Appartementhouse, wo wir gleich von drei Concièrges in Livree begrüsst werden, so habe ich mir das vorgestellt.
Während ich mich in der blitzeblanken marmornen Eingangshalle anmelde, diskutiert Dani mit einem Concierge, beide blicken zweifelnd zum Tor der Einstellhalle. Nein, das darf jetzt nicht wahr sein, ich habe extra bei der Buchung die Masse unseres Autos angegeben und uns wurde versichert, das Auto passe problemlos in die Einstellhalle, was es auch würde, nur reicht die Höhe eben nicht zum reinfahren! Verflucht, was jetzt? Es wird versucht eine Lösung zu finden, doch auch alle anderen Garagen im Umfeld sind zu niedrig. Wir sollen doch einfach auf der Strasse parkieren, es würde schon nichts passieren. Ja klar, unter keinen Umständen lassen wir unser Auto mitten in Rio nachts auf der Strasse stehen, mal davon abgesehen dass es weit und breit keinen freien Parkplatz gibt... Der Frust ist riesig, da stehen wir nun mit unseren gepackten Taschen doch es hilft nichts, Tico geht vor und wir canceln unser Appartement schweren Herzens.
Nun stehen wir buchstäblich auf der Strasse mitten in Rio, haben weder Ideen noch Internet um diese umzusetzen. Wir fahren an die Copacabana, für die wir im Moment so gar kein Auge haben und diskuttieren die Möglichkeiten. Da sich auf die Schnelle sowiso keine andere Unterkunft mit Einstellhalle finden lässt, kommt der Notfallplan zum Zug. Wir fahren zu einem bewachten Parkplatz direkt am Meer, unmittelbar neben dem Zuckerhut, mal sehen wies dort aussieht.
Eigentlich ist es gar nicht so übel, wir parken für sehr wenig Geld recht zentral tatsächlich direkt am Meer, haben Sicht auf den Zuckerhut und auf den Corcovado, und das Militär patroulliert alle paar Minuten, denn wir sind hier auf Militärgelände. Bei der Talstation der Seilbahn gibts sogar freies Internet, es könnte also durchaus schlimmer sein. So verdrängen wir unseren Frust erstmal und nutzen das tolle Wetter gleich aus, um die Aussicht vom Corcovado zu begutachten.
Viele Wege führen auf den Berg, doch wir entscheiden uns für die Zahnradbahn, was wir in der Schweiz noch nie geschafft haben, wird in Rio wahr. Steil fährt das Züglein durch dichten Regenwald hoch auf den Corcovado, von hier sind es nur noch wenige Stufen bis zur Christo-Statue. Diese ist über 30 m hoch und tatsächlich liegt ihr die Stadt zu Füssen. Die Aussicht ist einfach atemberaubend, niemals haben wir etwas vergleichbares gesehen. Staunend lassen wir Rio auf uns wirken, entdecken den Zuckerhut, die Copacabana, die Innenstadt und die Favelas. Wir amüsieren uns über die Selfie-Touristen, die die unmöglichsten Positionen einnehmen, damit sie auf dem Bild Christo die Hände reichen oder in seinem Relief stehen. Da geniessen wir doch lieber die Aussicht über die Stadt, die Hügel und die unzähligen vorgelagerten Inseln. Im Panorama-Restaurant stossen wir dann mit Caipirinhas und einem erstaunlich guten Essen auf Rio an. Wir sind glücklich und haben die leidige Wohnsituation schon fast vergessen ob der Schönheit der Stadt aus der Vogelperspektive.
Sightseeing-Touren Marathon in Rio
Wir schlafen gar nicht mal soo schlecht auf dem Parkplatz nachdem dann mal alle Romantiker und andere Kuschelparkierer weggefahren sind und am Morgen wecken uns die Fanfaren des Militärs, die lautstark die morgendliche Fahnenübergabe zelebrieren. Wir trinken Kaffee am Strand und beobachten die Rekruten beim Frühsport, auch nicht schlecht ;-)
Das Wetter scheint noch zu halten und wir entschliessen uns spontan zur Free Walking Tour durch die Innenstadt. Mit solchen Touren haben wir bisher nur gute Erfahrungen gemacht und wir sollten auch diesmal nicht enttäuscht werden. Wir erfahren viel über die Geschichte der Stadt und des Landes im Allgemeinen. Wir sitzen am Pier, wo im 17. Jh. die portugiesische Königsfamilie auf der Flucht vor Napoleon mit ihrem Hofstaat von immerhin 15'000 Personen gelandet ist, zu einer Zeit als die Stadt nur gerade aus einer Handvoll Häusern bestand. So wurden kurzerhand die Hausbesitzers enteignet, damit der Hofstaat Platz zum wohnen hat. Könnte vielleicht die Erklärung sein, weshalb die Portugiesen nicht übermässig wohlwollend empfangen wurden.
Wir besuchen die berühmteste Bäckerei Rios, die in einem historischen und äusserst prunkvollen Gebäude untergebracht ist und essen einen Brigadheiro, die vermutlich süsseste Praline der Welt. An der Placa Cinelandia bestaunen wir die gigantischen Kinogebäude, die heute allesamt Museen sind, die Staatsbibliothek ist offenbar die grösste Bibliothek Südamerikas. Wir erfahren, dass das unscheinbare Regierungsgebäude dreimal so viel gekostet hat wie das marmorne Nationaltheater nebendran, zwischen den Zeilen erkennt man immer wieder die Verbitterung ob der allgegenwärtigen Korruption im land. Unser Guide erzählt uns aber auch viele Anektoten und Geschichten, die zum schmunzeln anregen wie die Geschichte des Freiheitskämpfers Tiradentes, der eigentlich nichts geleistet hat, was die Geschichte Brasiliens nachhaltig verändert hat, aber da Brasilien sonst keinen Volkshelden hat, dem man Statuen und Feiertage widmen kann, schien Tiradentes die beste Wahl.
Rio ist voller Hochhäuser, doch ständig kommt wieder irgendwo ein prächtiges Kolonialgebäude oder eine prunkvolle Kirche zum Vorschein. Unterwegs bekommen wir ausserdem viele Anregungen, was wir uns auf eigene Faust noch ansehen können, ja, die Guides machen ihre Sache wirklich sehr gut, es macht definitiv Lust auf mehr. So schliessen wir nach einem Mittagessen im Quartier Lapa gleich noch die zweite Tour an, in der es um die Sklaven und den afrikanischen Einfluss geht.
Wir besuchen den Sklavenhafen, wo über 1 Million afrikanischer Sklaven erstmals amerikanischen Boden betreten haben. Brasilien war mit der Einfuhr von 4 Mio. Sklaven weltweit führend, die USA hatte lediglich ein Zehntel so viele. Erstaunend ist auch, dass Brasilien als letztes Land der Welt die Sklaverei abschaffte, und dies erst vor 130 Jahren! Wir spazieren durch die ehemaligen Sklavenquartiere, die auch heute noch mehrheitlich von Schwarzen bewohnt werden, erfahren über die Ursprünge von Samba und Capoeira aber auch viel kritisches aus der Geschichte Brasiliens und über die Rassendiskrimination. Am Ende stehen wir vor den gigantischen Graffitis anlässlich der Fussball WM 2014 wo die 5 Kontinente in überdimensionalen Gesichtern dargestellt werden, schade ist es bereits zu dunkel für gute Fotos.
Ziemlich erledigt laufen wir über den Olympic Boulevard zurück in die Stadt. Heute haben wir viele Kilometer zurückgelegt und Füsse und Rücken schmerzen ordentlich. Trotzdem wollen wir noch nicht zurück zum Auto, so gemütlich ists denn auf unserem Parkplatz auch nicht. So fahren wir mit der Metro direkt raus zur Copacababa, wo wir uns am Strand noch die eine oder andere Caipirinha gönnen. Apropos Strand: auf Tanga-Fotos wartet ihr hier vergebens. In Rio ist Winter und obwohl wir diesen mit 25 Grad tagsüber recht mild empfinden, laufen die Cariocas bereits in Daunenjacken und Mützen durch die Gegend. So ist die Copacabana denn auch ziemlich leer, abgesehen von den Sportlern, die hier am Strand ihr Crossfit- oder Fussballtraining absolvieren. Dies tut der Stimmung allerdings keinen Abbruch und erst spät bringt uns ein Taxi zurück zum Auto.
Wir schlafen gar nicht mal soo schlecht auf dem Parkplatz nachdem dann mal alle Romantiker und andere Kuschelparkierer weggefahren sind und am Morgen wecken uns die Fanfaren des Militärs, die lautstark die morgendliche Fahnenübergabe zelebrieren. Wir trinken Kaffee am Strand und beobachten die Rekruten beim Frühsport, auch nicht schlecht ;-)
Das Wetter scheint noch zu halten und wir entschliessen uns spontan zur Free Walking Tour durch die Innenstadt. Mit solchen Touren haben wir bisher nur gute Erfahrungen gemacht und wir sollten auch diesmal nicht enttäuscht werden. Wir erfahren viel über die Geschichte der Stadt und des Landes im Allgemeinen. Wir sitzen am Pier, wo im 17. Jh. die portugiesische Königsfamilie auf der Flucht vor Napoleon mit ihrem Hofstaat von immerhin 15'000 Personen gelandet ist, zu einer Zeit als die Stadt nur gerade aus einer Handvoll Häusern bestand. So wurden kurzerhand die Hausbesitzers enteignet, damit der Hofstaat Platz zum wohnen hat. Könnte vielleicht die Erklärung sein, weshalb die Portugiesen nicht übermässig wohlwollend empfangen wurden.
Wir besuchen die berühmteste Bäckerei Rios, die in einem historischen und äusserst prunkvollen Gebäude untergebracht ist und essen einen Brigadheiro, die vermutlich süsseste Praline der Welt. An der Placa Cinelandia bestaunen wir die gigantischen Kinogebäude, die heute allesamt Museen sind, die Staatsbibliothek ist offenbar die grösste Bibliothek Südamerikas. Wir erfahren, dass das unscheinbare Regierungsgebäude dreimal so viel gekostet hat wie das marmorne Nationaltheater nebendran, zwischen den Zeilen erkennt man immer wieder die Verbitterung ob der allgegenwärtigen Korruption im land. Unser Guide erzählt uns aber auch viele Anektoten und Geschichten, die zum schmunzeln anregen wie die Geschichte des Freiheitskämpfers Tiradentes, der eigentlich nichts geleistet hat, was die Geschichte Brasiliens nachhaltig verändert hat, aber da Brasilien sonst keinen Volkshelden hat, dem man Statuen und Feiertage widmen kann, schien Tiradentes die beste Wahl.
Rio ist voller Hochhäuser, doch ständig kommt wieder irgendwo ein prächtiges Kolonialgebäude oder eine prunkvolle Kirche zum Vorschein. Unterwegs bekommen wir ausserdem viele Anregungen, was wir uns auf eigene Faust noch ansehen können, ja, die Guides machen ihre Sache wirklich sehr gut, es macht definitiv Lust auf mehr. So schliessen wir nach einem Mittagessen im Quartier Lapa gleich noch die zweite Tour an, in der es um die Sklaven und den afrikanischen Einfluss geht.
Wir besuchen den Sklavenhafen, wo über 1 Million afrikanischer Sklaven erstmals amerikanischen Boden betreten haben. Brasilien war mit der Einfuhr von 4 Mio. Sklaven weltweit führend, die USA hatte lediglich ein Zehntel so viele. Erstaunend ist auch, dass Brasilien als letztes Land der Welt die Sklaverei abschaffte, und dies erst vor 130 Jahren! Wir spazieren durch die ehemaligen Sklavenquartiere, die auch heute noch mehrheitlich von Schwarzen bewohnt werden, erfahren über die Ursprünge von Samba und Capoeira aber auch viel kritisches aus der Geschichte Brasiliens und über die Rassendiskrimination. Am Ende stehen wir vor den gigantischen Graffitis anlässlich der Fussball WM 2014 wo die 5 Kontinente in überdimensionalen Gesichtern dargestellt werden, schade ist es bereits zu dunkel für gute Fotos.
Ziemlich erledigt laufen wir über den Olympic Boulevard zurück in die Stadt. Heute haben wir viele Kilometer zurückgelegt und Füsse und Rücken schmerzen ordentlich. Trotzdem wollen wir noch nicht zurück zum Auto, so gemütlich ists denn auf unserem Parkplatz auch nicht. So fahren wir mit der Metro direkt raus zur Copacababa, wo wir uns am Strand noch die eine oder andere Caipirinha gönnen. Apropos Strand: auf Tanga-Fotos wartet ihr hier vergebens. In Rio ist Winter und obwohl wir diesen mit 25 Grad tagsüber recht mild empfinden, laufen die Cariocas bereits in Daunenjacken und Mützen durch die Gegend. So ist die Copacabana denn auch ziemlich leer, abgesehen von den Sportlern, die hier am Strand ihr Crossfit- oder Fussballtraining absolvieren. Dies tut der Stimmung allerdings keinen Abbruch und erst spät bringt uns ein Taxi zurück zum Auto.
Bye Bye Rio
Es regnet die ganze Nacht, und beim militärischen Weckruf sehen wir uns umgeben von dunklen Wolken und tiefen Wasserpfützen. Der Wetterbericht zeigt schon seit Tagen schlechtes Wetter für die Region und mit zwei Tagen Gnadenfrist trifft dieses nun offenbar ein. Die Fahrt auf den Zuckerhaut können wir auch knicken, die fährt heute wegen Wartungsarbeiten nur bis zur 1. Station, bei Nebel und Nieselregen macht dies aber sowiso keinen Sinn. Wären wir in unserem gemütlichen AirBnB mit Internet, würden wir die Regentage einfach aussitzen, hier auf dem Parkplatz ist dies für uns allerdings keine Option. Mit einem Zwischenstop an der Copacabana, wo wir uns die Aussicht über den Strand oben vom alten Militärfort ansehen, verlassen wir Rio über die Küstenstrasse nach Westen, vorbei an menschenleeren Traumstränden zur linken und Favelas zur rechten.
Rio de Janeiro hat uns wirklich begeistert und obwohl der Besuch nicht wie erwartet verlief, haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Nun freuen wir uns auf die Küste und hoffen auf schöne Plätze, wo wir uns von den letzten – doch manchmal recht anstrengenden Fahr- und Stadttagen - erholen können.
Es regnet die ganze Nacht, und beim militärischen Weckruf sehen wir uns umgeben von dunklen Wolken und tiefen Wasserpfützen. Der Wetterbericht zeigt schon seit Tagen schlechtes Wetter für die Region und mit zwei Tagen Gnadenfrist trifft dieses nun offenbar ein. Die Fahrt auf den Zuckerhaut können wir auch knicken, die fährt heute wegen Wartungsarbeiten nur bis zur 1. Station, bei Nebel und Nieselregen macht dies aber sowiso keinen Sinn. Wären wir in unserem gemütlichen AirBnB mit Internet, würden wir die Regentage einfach aussitzen, hier auf dem Parkplatz ist dies für uns allerdings keine Option. Mit einem Zwischenstop an der Copacabana, wo wir uns die Aussicht über den Strand oben vom alten Militärfort ansehen, verlassen wir Rio über die Küstenstrasse nach Westen, vorbei an menschenleeren Traumstränden zur linken und Favelas zur rechten.
Rio de Janeiro hat uns wirklich begeistert und obwohl der Besuch nicht wie erwartet verlief, haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Nun freuen wir uns auf die Küste und hoffen auf schöne Plätze, wo wir uns von den letzten – doch manchmal recht anstrengenden Fahr- und Stadttagen - erholen können.
Unser Track zum downloaden. Der Track ist auf ca. 10'000 - 20'000 Punkte reduziert und zum grössten Teil unbearbeitet. Also auch diverse Sackgassen oder Herumirren in einer Stadt. Strassenzustände ändern schnell also kein Gewähr!
brasilien_2_breakaway.gpx | |
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