Chile/Argentinien 6 - im Herzen Patagoniens
Und nochmal ans „Ende der Welt“
Noch immer sind wir ganz im Süden am Beagle-Kanal. Nur ungern verlassen wir das traumhaft schöne Gelände der Estancia Harberton mit ihrer malerischen Steppenlandschaft, den Wildpferden und Bibern. Das Wetter ist trüb, der Wind bläst uns nordwärts als wolle er uns sagen: los jetzt, die Reise geht weiter!
Ein letztes Mal übernachten wir an der Atlantikküste, windgeschützt hinter Dünen. Hier kreuzen wir unsere Freunde die Vivas, Nadine & Sergio, die noch auf dem Weg nach Süden ist. Kurz werden News und Infos ausgetauscht, zum Schlafen empfehlen wir Ihnen allerdings gerne den schönen und besser windgeschützten Lago Fagnano. Für uns ist der Platz ideal, da wir morgen früh nach Rio Grande wollen, schliesslich sind wir in Argentinien, hier wollen die Erledigungen am Morgen oder sonst erst wieder am Abend getätigt werden, die Siesta steht schliesslich über allem. So setzen wir uns ins hübsche Café „Tante Sara“, während die Wäsche in der Lavanderia um die Ecke vor sich hin schleudert. Wir frühstücken feudal und nutzen das schnelle WLAN. Der kleine Vorfall mit einer geistig retardierten Dame, die Dani erst am Ohr zupft und ihn schliesslich versucht zu schlagen, tun wir lächelnd ab. Nicht so der Inhaber des Cafés, der uns als Entgelt zum Frühstück einlädt. Trotz unseres Protests dürfen wir nichts bezahlen, das ist wirklich nett.
Mit Grosseinkauf wird wieder nichts, abermals überqueren wir die Grenze zu Chile. Da es auf der anderen Seite natürlich wieder lange nichts einzukaufen gibt, kochen wir wieder für zwei Tage vor, langsam werden wir Profis in Sachen „Ernährung im Grenzgebiet“ ;-) Nach 10 Minuten sind wir wieder in Chile eingereist und auch diesmal waren die Kontrollen nur rudimentär. Ein Blick ins Kaffeefach, einer in die Kühlbox, gut ist!
Natürlich gibt es auch in Chile ein „Fin del Mundo“, ein „Ende der Welt“. Um dieses zu erreichen, fahren wir kurz nach der Grenze südwärts nach Caleta Maria, wo die Strasse am Meer endet. Die Schotterstrasse in den Süden ist karg und einsam, geprägt von patagonischem Krüppelwald, Guanakos (wilde Llamas) und vielen Spuren des Bibers, der auch hier sein Unwesen treibt. Wir übernachten am schönen Lago Deseado, wo wir abends Kondore beobachten können. Kurz vor Caleta Maria passieren wir ein Strassenbaucamp. Chile arbeitet seit Jahren an einer Strasse runter an den Beagle Kanal, damit Orte wie Puerto Williams, südlich des Beagle-Kanals nicht mehr ausschliesslich auf dem Seeweg versorgt werden müssen. Vielleicht wurmt es die Chilenen auch, dass der ungeliebte Nachbar Argentinien mit Ushuaia den Titel der „südlichsten Stadt der Welt“ für sich beansprucht.
Kurze Zeit später stehen wir tatsächlich am Ende der Strasse, am Meer und hier ist wirklich „Ende Gelände“, Hier gibt’s nichts ausser einem einsamen Strand, Berge, Gletscher und eine Art Briefkasten mit einem Gästebuch, wie witzig. Für uns versprüht diese Gegend deutlich mehr „Fin del Mundo“-Stimmung als das geschäftige Ushuaia.
Noch immer sind wir ganz im Süden am Beagle-Kanal. Nur ungern verlassen wir das traumhaft schöne Gelände der Estancia Harberton mit ihrer malerischen Steppenlandschaft, den Wildpferden und Bibern. Das Wetter ist trüb, der Wind bläst uns nordwärts als wolle er uns sagen: los jetzt, die Reise geht weiter!
Ein letztes Mal übernachten wir an der Atlantikküste, windgeschützt hinter Dünen. Hier kreuzen wir unsere Freunde die Vivas, Nadine & Sergio, die noch auf dem Weg nach Süden ist. Kurz werden News und Infos ausgetauscht, zum Schlafen empfehlen wir Ihnen allerdings gerne den schönen und besser windgeschützten Lago Fagnano. Für uns ist der Platz ideal, da wir morgen früh nach Rio Grande wollen, schliesslich sind wir in Argentinien, hier wollen die Erledigungen am Morgen oder sonst erst wieder am Abend getätigt werden, die Siesta steht schliesslich über allem. So setzen wir uns ins hübsche Café „Tante Sara“, während die Wäsche in der Lavanderia um die Ecke vor sich hin schleudert. Wir frühstücken feudal und nutzen das schnelle WLAN. Der kleine Vorfall mit einer geistig retardierten Dame, die Dani erst am Ohr zupft und ihn schliesslich versucht zu schlagen, tun wir lächelnd ab. Nicht so der Inhaber des Cafés, der uns als Entgelt zum Frühstück einlädt. Trotz unseres Protests dürfen wir nichts bezahlen, das ist wirklich nett.
Mit Grosseinkauf wird wieder nichts, abermals überqueren wir die Grenze zu Chile. Da es auf der anderen Seite natürlich wieder lange nichts einzukaufen gibt, kochen wir wieder für zwei Tage vor, langsam werden wir Profis in Sachen „Ernährung im Grenzgebiet“ ;-) Nach 10 Minuten sind wir wieder in Chile eingereist und auch diesmal waren die Kontrollen nur rudimentär. Ein Blick ins Kaffeefach, einer in die Kühlbox, gut ist!
Natürlich gibt es auch in Chile ein „Fin del Mundo“, ein „Ende der Welt“. Um dieses zu erreichen, fahren wir kurz nach der Grenze südwärts nach Caleta Maria, wo die Strasse am Meer endet. Die Schotterstrasse in den Süden ist karg und einsam, geprägt von patagonischem Krüppelwald, Guanakos (wilde Llamas) und vielen Spuren des Bibers, der auch hier sein Unwesen treibt. Wir übernachten am schönen Lago Deseado, wo wir abends Kondore beobachten können. Kurz vor Caleta Maria passieren wir ein Strassenbaucamp. Chile arbeitet seit Jahren an einer Strasse runter an den Beagle Kanal, damit Orte wie Puerto Williams, südlich des Beagle-Kanals nicht mehr ausschliesslich auf dem Seeweg versorgt werden müssen. Vielleicht wurmt es die Chilenen auch, dass der ungeliebte Nachbar Argentinien mit Ushuaia den Titel der „südlichsten Stadt der Welt“ für sich beansprucht.
Kurze Zeit später stehen wir tatsächlich am Ende der Strasse, am Meer und hier ist wirklich „Ende Gelände“, Hier gibt’s nichts ausser einem einsamen Strand, Berge, Gletscher und eine Art Briefkasten mit einem Gästebuch, wie witzig. Für uns versprüht diese Gegend deutlich mehr „Fin del Mundo“-Stimmung als das geschäftige Ushuaia.
Küste, Pampa und ein Gautschofest
Nun geht’s aber wirklich nordwärts. Durch die Pampa geht’s Richtung Küste. „Bahia Inutil“ (nutzlose Bucht) wurde der Küstenstreifen von den spanischen Seefahrern genannt, da sich die Bucht nicht zum Bau eines Hafens eignet. Dafür gibt’s hier eine Kolonie Königspinguine, die wir allerdings nicht besucht haben, da der Park gerade geschlossen hat. Da wir nicht nach Punta Arenas wollen, können wir uns die teure Fähre in Porvenir sparen und fahren wieder hoch nach Cerro Sombrero. Zum einen können wir dort im schnellen Internet den neuen Reisebericht hochladen und zum anderen noch einmal die heissen, sauberen Duschen des Touriinfos geniessen. Als ob dies nicht schon genug Gründe wären, findet dieses Wochenende genau hier im Ort das jährliche Gautscho-Festival statt. Ein tolles Erlebnis: Gautschos und Pferde ohne Ende, Schafewettschären und ein Rodeo mit besonderem Unterhaltungswert. Statt eines normalen Kommentators werden die Reiter singend angekündigt. Ein Barde kommentiert die Herkunft und die Darbietung eines jeden Gautschos singend und zupft dabei auf seiner Gitarre. Wir amüsieren uns köstlich auch wenn wir nur die Hälfte verstehen.
Nun geht’s aber wirklich nordwärts. Durch die Pampa geht’s Richtung Küste. „Bahia Inutil“ (nutzlose Bucht) wurde der Küstenstreifen von den spanischen Seefahrern genannt, da sich die Bucht nicht zum Bau eines Hafens eignet. Dafür gibt’s hier eine Kolonie Königspinguine, die wir allerdings nicht besucht haben, da der Park gerade geschlossen hat. Da wir nicht nach Punta Arenas wollen, können wir uns die teure Fähre in Porvenir sparen und fahren wieder hoch nach Cerro Sombrero. Zum einen können wir dort im schnellen Internet den neuen Reisebericht hochladen und zum anderen noch einmal die heissen, sauberen Duschen des Touriinfos geniessen. Als ob dies nicht schon genug Gründe wären, findet dieses Wochenende genau hier im Ort das jährliche Gautscho-Festival statt. Ein tolles Erlebnis: Gautschos und Pferde ohne Ende, Schafewettschären und ein Rodeo mit besonderem Unterhaltungswert. Statt eines normalen Kommentators werden die Reiter singend angekündigt. Ein Barde kommentiert die Herkunft und die Darbietung eines jeden Gautschos singend und zupft dabei auf seiner Gitarre. Wir amüsieren uns köstlich auch wenn wir nur die Hälfte verstehen.
Es geht an die Westküste
Bevor wir das Dorf verlassen, kaufen wir im Fabrikladen des Schlachthofs frisch vakumiertes Rindsentrecôte am Stück und Lammnierstücke. Da wir diesmal grad keine Grenze überqueren müssen, können wir für einmal richtig zuschlagen. Mit 2.5 kg Fleisch sollten wir ein paar Tage über die Runden kommen ;-)
Wir verlassen Feuerland mit der kurzen Fähre bei Puerto Espora und Durchqueren noch einmal die geschichtsträchtige Magellan-Strasse. Diese Passage war sehr wichtig für die Seefahrer, damit sie sich die gefährliche Fahrt durch die Drake-Passage oder um das Nordkap sparen können.
Nach einer währschaften Cazuela in der Dorfbeiz sind wir gestärkt für die lange Fahrt durch die Pampa entlang der argentinischen Grenze an die Westküste. Unterwegs schrecken wir völlig unerwartet eine Flamingokolonie auf einem kleinen See auf, noch nie haben wir die filigranen Vögel fliegen sehen, was für ein Anblick.
In Puerto Natales heisst es Aufmunitionieren für ein paar Tage im Torres del Paine Nationalpark. Entsprechend ist die Stadt auch Dreh- und Angelpunkt für Touren in den berühmtesten Park des Landes. An jeder Ecke gibt es Outdoorshops und Touranbieter, denn für Individualreisende ohne Auto ist der Besuch des Parks eine logistisch sehr aufwändige und vor allem teure Angelegenheit.
Da genehmigen wir uns auf Empfehlung der „Reisefriedlis“ doch lieber einen leckeren „Pizzastrudel“ und ein Krug Bier im Mesita Grande (grosses Tischchen). Hauchdünner Pizzateig, geraffelte Aepfel, Zimt, Nüsse und eine grosse Kugel Vanilleglace, schmeckt einfach sensationell. Im Mesita Grande sitzt man sich an einem grossen Tisch gegenüber, mit direktem Blick in die „Pizzaküche“. Da gibts frische Champignons, Rucola, Rohschinken… hierher sollte man wirklich nicht nur zum Zvieri kommen. So kommt es, dass wir nach Einkaufen, Geld wechseln und Coiffeurbesuch später nochmals hier einkehren, diesmal für richtige leckere Pizzas und Pisco Sours :-)
Bevor wir das Dorf verlassen, kaufen wir im Fabrikladen des Schlachthofs frisch vakumiertes Rindsentrecôte am Stück und Lammnierstücke. Da wir diesmal grad keine Grenze überqueren müssen, können wir für einmal richtig zuschlagen. Mit 2.5 kg Fleisch sollten wir ein paar Tage über die Runden kommen ;-)
Wir verlassen Feuerland mit der kurzen Fähre bei Puerto Espora und Durchqueren noch einmal die geschichtsträchtige Magellan-Strasse. Diese Passage war sehr wichtig für die Seefahrer, damit sie sich die gefährliche Fahrt durch die Drake-Passage oder um das Nordkap sparen können.
Nach einer währschaften Cazuela in der Dorfbeiz sind wir gestärkt für die lange Fahrt durch die Pampa entlang der argentinischen Grenze an die Westküste. Unterwegs schrecken wir völlig unerwartet eine Flamingokolonie auf einem kleinen See auf, noch nie haben wir die filigranen Vögel fliegen sehen, was für ein Anblick.
In Puerto Natales heisst es Aufmunitionieren für ein paar Tage im Torres del Paine Nationalpark. Entsprechend ist die Stadt auch Dreh- und Angelpunkt für Touren in den berühmtesten Park des Landes. An jeder Ecke gibt es Outdoorshops und Touranbieter, denn für Individualreisende ohne Auto ist der Besuch des Parks eine logistisch sehr aufwändige und vor allem teure Angelegenheit.
Da genehmigen wir uns auf Empfehlung der „Reisefriedlis“ doch lieber einen leckeren „Pizzastrudel“ und ein Krug Bier im Mesita Grande (grosses Tischchen). Hauchdünner Pizzateig, geraffelte Aepfel, Zimt, Nüsse und eine grosse Kugel Vanilleglace, schmeckt einfach sensationell. Im Mesita Grande sitzt man sich an einem grossen Tisch gegenüber, mit direktem Blick in die „Pizzaküche“. Da gibts frische Champignons, Rucola, Rohschinken… hierher sollte man wirklich nicht nur zum Zvieri kommen. So kommt es, dass wir nach Einkaufen, Geld wechseln und Coiffeurbesuch später nochmals hier einkehren, diesmal für richtige leckere Pizzas und Pisco Sours :-)
Torres del Paine
Im Touriinfo in Puerto Natales erfahren wir, dass die Südanfahrt in den Torres del Paine wegen Bauarbeiten nur frühmorgens offen ist und dass für die nächsten drei Tage schönes Wetter angesagt wäre (wir haben unser Wetterapp zwischenzeitlich nach mehrmaligem Verfluchen unwiderruflich gelöscht). Also fahren wir gleich los und suchen uns einen Platz an der Küste, damit wir morgen früh gleich in den Park fahren können. Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht mit Orkanböen und dem darauffolgenden Verbringen der restlichen Nacht im unteren Stock - das erste Mal das wir das Hubdach schliessen mussten - verschlafen wir am Morgen und müssen uns beeilen, noch vor der Sperrung durch die Baustelle zu kommen.
Am Parkeingang ist schon ziemlich Betrieb. Dass der Eintritt zur bekanntesten Sehenswürdigkeit Chiles mit 30 US$ ziemlich teuer ist, haben wir schon gewusst, doch wir können uns ja noch glücklich schätzen, richtig abgezockt werden hier die Backpacker. Wenn man nicht mit einem Camper unterwegs ist und mit einem der drei kostenlosen Parkplätze im Park vorlieb nimmt, müssen am Parkeingang für die gesamte Aufenthaltsdauer Reservationen für Hotels, Camping- oder Zeltplätze vorgewiesen werden und hier wird’s dann richtig unverschämt. Ein Platz in einem Zelt entlang des beliebten mehrtägigen W-Hikes kostet 25 US$, wer keine Matte und Schlafsack dabei hat legt nochmal die Hälfte drauf! Ein Bett im Schlafsaal eines einfachen Refugios kostet 80 US$, ein Dreibettzimmer 375 US$. Zu alldem gibt’s dann noch tonnenweise Vorschriften, wo gecampt werden darf und wo nicht, wo man kochen darf und wo nicht, phuu… die wissen hier wirklich wie man seine Gäste willkommen heisst!
Aber nun zu den positiven Seiten hier im Torres del Paine. Wir laufen zum Mirador des Grey Gletschers und sehen leuchtend blaue Eisschollen im See treiben. Auf der schmalen Sandbank weht uns der starke Wind zwar schier in den See, doch der Gletscher und die Umgebung ist wirklich wunderschön. Der massive Wind begleitet uns drei Tage lang und treibt uns tatsächlich schier in den Wahnsinn. Der Weg zum Mirador de Condor gleicht einem Windkanal, und nur auf allen Vieren ist ein Vorwärtskommen am Fels möglich. Wir sehen zwar Kondornester, aber bei diesem Wind scheint selbst für die riesigen Vögel kein Flugwetter zu sein. Das Wetter ist uns aber weiterhin hold und der Blick auf die Berge, allen voran die Cuernos (Hörner) ist einfach atemberaubend.
Am nächsten Tag nehmen wir die lange Wanderung zu den Torres (Türmen), den eigentlichen Stars des Parks in Angriff. Früh starten wir vom Parkplatz, um den Horden an Besuchern zu entgehen. Wir ziehen heute den Sechser im Lotto und sehen einen Puma, der nicht weit von uns entfernt im Gebüsch liegt. Nach einer Weile erhebt er sich gemütlich und läuft ein Stück weiter weg, fast kommt es einem vor, als ob er sich extra für die Kamera zur Schau stellt, wow, was für ein Erlebnis! Dies und der Umstand, dass wir danach noch eine halbe Stunde nach Danis Sonnenbrille suchen, bringt uns schliesslich genau in den Hauptwanderstrom, das ist dann doch etwas mühsam. Erst ganz hinten im Tal, nach einem fiesen Aufstieg über ein Steinfeld, zeigen sich die Granittürme schliesslich in ihrer ganzen Pracht. Die Wanderung ist streng - für mich auf jeden Fall - und als wir am Nachmittag wieder beim Auto stehen, zeigt unser GPS 23 km und 1‘300 Höhenmeter - da haben wir uns unser Entrecôte zum Znacht doch redlich verdient! Heute stehen wir völlig alleine auf dem Parkplatz am See mit der tollen Sicht auf die „Torres“, bis sich spät noch ein Mietcamper zu uns gesellt. Wieder einmal können wir nur den Kopf schütteln, müssen die doch auf dem riesigen, leeren Parkplatz ausgerechnet 2 Meter neben uns parkieren! Wieder verbringen wir eine windige Nacht und müssen das Dach ein weiteres Mal mitten in der Nacht schliessen, langsam reichts uns wirklich mit dem patagonischen Wind!
Am dritten Tag besuchen wir weitere Aussichtspunkte, doch unser Wetterglück scheint sich dem Ende zu neigen. Wir sind sehr froh, konnten wir alle Highlights des Parks bei prächtigem Wetter geniessen, nicht allen ist dieses Glück vergönnt.
Wir verlassen den Park Richtung Cerro Castillo und argentinische Grenze. Als Krönung dreier schöner Tage im Torres del Paine sehen wir zwei Kondore nur wenige Meter entfernt im Wind schweben, immer gleich auf wie unser Auto. Sie fliegen so nah, dass man die weisse Halskrause deutlich sehen kann, vor lauter Staunen vergessen wir doch fast ein paar Fotos zu machen!
Mit diesen schönen Bildern im Kopf ertragen wir die lange Wartezeit am argentinischen Zoll mit links und meistern auch einmal mehr die Kontrollen einer sehr engagierten aber letztendlich doch sehr erfolglosen argentinischen Zöllnerin...
Im Touriinfo in Puerto Natales erfahren wir, dass die Südanfahrt in den Torres del Paine wegen Bauarbeiten nur frühmorgens offen ist und dass für die nächsten drei Tage schönes Wetter angesagt wäre (wir haben unser Wetterapp zwischenzeitlich nach mehrmaligem Verfluchen unwiderruflich gelöscht). Also fahren wir gleich los und suchen uns einen Platz an der Küste, damit wir morgen früh gleich in den Park fahren können. Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht mit Orkanböen und dem darauffolgenden Verbringen der restlichen Nacht im unteren Stock - das erste Mal das wir das Hubdach schliessen mussten - verschlafen wir am Morgen und müssen uns beeilen, noch vor der Sperrung durch die Baustelle zu kommen.
Am Parkeingang ist schon ziemlich Betrieb. Dass der Eintritt zur bekanntesten Sehenswürdigkeit Chiles mit 30 US$ ziemlich teuer ist, haben wir schon gewusst, doch wir können uns ja noch glücklich schätzen, richtig abgezockt werden hier die Backpacker. Wenn man nicht mit einem Camper unterwegs ist und mit einem der drei kostenlosen Parkplätze im Park vorlieb nimmt, müssen am Parkeingang für die gesamte Aufenthaltsdauer Reservationen für Hotels, Camping- oder Zeltplätze vorgewiesen werden und hier wird’s dann richtig unverschämt. Ein Platz in einem Zelt entlang des beliebten mehrtägigen W-Hikes kostet 25 US$, wer keine Matte und Schlafsack dabei hat legt nochmal die Hälfte drauf! Ein Bett im Schlafsaal eines einfachen Refugios kostet 80 US$, ein Dreibettzimmer 375 US$. Zu alldem gibt’s dann noch tonnenweise Vorschriften, wo gecampt werden darf und wo nicht, wo man kochen darf und wo nicht, phuu… die wissen hier wirklich wie man seine Gäste willkommen heisst!
Aber nun zu den positiven Seiten hier im Torres del Paine. Wir laufen zum Mirador des Grey Gletschers und sehen leuchtend blaue Eisschollen im See treiben. Auf der schmalen Sandbank weht uns der starke Wind zwar schier in den See, doch der Gletscher und die Umgebung ist wirklich wunderschön. Der massive Wind begleitet uns drei Tage lang und treibt uns tatsächlich schier in den Wahnsinn. Der Weg zum Mirador de Condor gleicht einem Windkanal, und nur auf allen Vieren ist ein Vorwärtskommen am Fels möglich. Wir sehen zwar Kondornester, aber bei diesem Wind scheint selbst für die riesigen Vögel kein Flugwetter zu sein. Das Wetter ist uns aber weiterhin hold und der Blick auf die Berge, allen voran die Cuernos (Hörner) ist einfach atemberaubend.
Am nächsten Tag nehmen wir die lange Wanderung zu den Torres (Türmen), den eigentlichen Stars des Parks in Angriff. Früh starten wir vom Parkplatz, um den Horden an Besuchern zu entgehen. Wir ziehen heute den Sechser im Lotto und sehen einen Puma, der nicht weit von uns entfernt im Gebüsch liegt. Nach einer Weile erhebt er sich gemütlich und läuft ein Stück weiter weg, fast kommt es einem vor, als ob er sich extra für die Kamera zur Schau stellt, wow, was für ein Erlebnis! Dies und der Umstand, dass wir danach noch eine halbe Stunde nach Danis Sonnenbrille suchen, bringt uns schliesslich genau in den Hauptwanderstrom, das ist dann doch etwas mühsam. Erst ganz hinten im Tal, nach einem fiesen Aufstieg über ein Steinfeld, zeigen sich die Granittürme schliesslich in ihrer ganzen Pracht. Die Wanderung ist streng - für mich auf jeden Fall - und als wir am Nachmittag wieder beim Auto stehen, zeigt unser GPS 23 km und 1‘300 Höhenmeter - da haben wir uns unser Entrecôte zum Znacht doch redlich verdient! Heute stehen wir völlig alleine auf dem Parkplatz am See mit der tollen Sicht auf die „Torres“, bis sich spät noch ein Mietcamper zu uns gesellt. Wieder einmal können wir nur den Kopf schütteln, müssen die doch auf dem riesigen, leeren Parkplatz ausgerechnet 2 Meter neben uns parkieren! Wieder verbringen wir eine windige Nacht und müssen das Dach ein weiteres Mal mitten in der Nacht schliessen, langsam reichts uns wirklich mit dem patagonischen Wind!
Am dritten Tag besuchen wir weitere Aussichtspunkte, doch unser Wetterglück scheint sich dem Ende zu neigen. Wir sind sehr froh, konnten wir alle Highlights des Parks bei prächtigem Wetter geniessen, nicht allen ist dieses Glück vergönnt.
Wir verlassen den Park Richtung Cerro Castillo und argentinische Grenze. Als Krönung dreier schöner Tage im Torres del Paine sehen wir zwei Kondore nur wenige Meter entfernt im Wind schweben, immer gleich auf wie unser Auto. Sie fliegen so nah, dass man die weisse Halskrause deutlich sehen kann, vor lauter Staunen vergessen wir doch fast ein paar Fotos zu machen!
Mit diesen schönen Bildern im Kopf ertragen wir die lange Wartezeit am argentinischen Zoll mit links und meistern auch einmal mehr die Kontrollen einer sehr engagierten aber letztendlich doch sehr erfolglosen argentinischen Zöllnerin...
Perito Moreno
Durch die Pampa geht’s immer auf der „Quarenta“ (Ruta 40) nordwärts Richtung El Calafate. Ein langer Fahrtag, denn im Moment liegt unsere einzige Priorität darin, einen windgeschützten Schlafplatz zu finden. In einer Kiesgrube werden wir schliesslich fündig. Zugegeben kein denkwürdiger Platz, aber die Müdigkeit und die Aussicht auf eine ruhige Nacht reichen aus um uns hier einzurichten, denn der Wind peitscht uns schon wieder recht heftig um die Ohren.
El Calafate ist das Eingangstor zum nächsten Highlight in den patagonischen Anden, nämlich dem Perito Moreno Gletscher. „Schon wieder ein Gletscher“ denkt ihr wahrscheinlich und ihr habt ja auch Recht, doch dieser hier soll etwas ganz Besonderes sein. Als Ausläufer des Campo Hielo Sur - dem grössten zusammenhängenden Eisfelds der Welt ausserhalb der Pole - gehört dieser Gletscher zu den wenigen auf der Welt, die noch wachsen und denen man beim kalben zusehen kann. Wir sind gespannt und versuchen unsere Erwartungen nicht zu hoch zu halten, es wäre nicht das erste Mal, dass wir von einem „Must-See“ enttäuscht wären. Wir verbringen die Nacht am schönen Lago Roca, wo man windgeschützt zwischen Bäumen idyllisch und kostenlos campen kann. Schon auf der Anfahrt beeindrucken uns die schneebedeckten Berge und der Teil des Gletschers, den man von hier aus schon sehen kann. Wir stellen seit langem mal wieder den Wecker. Morgen ist nichts mit rumdümpeln bis wir in die Gänge kommen, wir wollen um 08.00 Uhr am Eingang stehen, denn morgens wird der Gletscher von der Sonne beschienen.
Tatsächlich leuchtet die bläulich-weisse Abbruchkante schon von weitem, obwohl das Wetter sich heute gar nicht von seiner besten Seite zeigt. Je näher wir kommen, desto mehr wird uns bewusst, wie gewaltig die Dimensionen dieses Gletschers sind. Schon von weit hinten im Bergmassiv schiebt sich die weisse Masse Richtung See, wo sie in einer 4 km langen und bis zu 70 m hohen Abbruchkante endet. Wir parkieren auf dem oberen Parkplatz und arbeiten uns über das Netz an Boardwalks und Aussichtsplattformen nach unten, bis wir genau vor dem Gletscher stehen. Es kracht und knallt im Eis und immer wieder brechen Eisstücke aus der Wand und klatschen in den See. Erst einige Sekunden später hört man den Hall, so dass man immer schon zu spät ist, wenn man auf die Geräusche reagiert. Vom Gletscher her weht ein eisiger Wind zu uns hinüber, doch wir sind bestens vorbereitet mit warmen Kleidern und heissem Maté. Mehrere Stunden verbringen wir im Park und wechseln nur zwischendurch den Mirador. Man kann nur erahnen, wo das nächste Eisstück abbricht und Dani hält mit der Kamera auf eine sehr fragil aussehende grosse Eisplatte. Tatsächlich löst sich nach wenigen Minuten unter gewaltigem Getöse ein Stück in der Grösse eines Mehrfamilienhauses und kracht in den See. Die Wellen erfassen die ganze Gletscherfront und noch mehr Eisstücke krachen ins Wasser - es ist ein gewaltiges Schauspiel. Alle paar Jahre gibt es hier ein Spektakel der besonderen Art, wenn der Gletscher so weit gewachsen ist, dass die Eismassen die gegenüberliegende Landzunge erfassen und den Abfluss des Sees blockieren. Erst steigt der Wasserpegel mehrere Meter an, bis dann der Druck so gross ist, dass die Eisbrücke weggesprengt wird. Bald wird es wieder so weit sein, aber so lange wollen wir hier an der Kälte nicht ausharren. Kurz vor Mittag verlassen wir den Park mit Hunderten Fotos im Gepäck. Diesmal hat sich der Umweg wirklich gelohnt, für uns ein riesen Highlight!
Durch die Pampa geht’s immer auf der „Quarenta“ (Ruta 40) nordwärts Richtung El Calafate. Ein langer Fahrtag, denn im Moment liegt unsere einzige Priorität darin, einen windgeschützten Schlafplatz zu finden. In einer Kiesgrube werden wir schliesslich fündig. Zugegeben kein denkwürdiger Platz, aber die Müdigkeit und die Aussicht auf eine ruhige Nacht reichen aus um uns hier einzurichten, denn der Wind peitscht uns schon wieder recht heftig um die Ohren.
El Calafate ist das Eingangstor zum nächsten Highlight in den patagonischen Anden, nämlich dem Perito Moreno Gletscher. „Schon wieder ein Gletscher“ denkt ihr wahrscheinlich und ihr habt ja auch Recht, doch dieser hier soll etwas ganz Besonderes sein. Als Ausläufer des Campo Hielo Sur - dem grössten zusammenhängenden Eisfelds der Welt ausserhalb der Pole - gehört dieser Gletscher zu den wenigen auf der Welt, die noch wachsen und denen man beim kalben zusehen kann. Wir sind gespannt und versuchen unsere Erwartungen nicht zu hoch zu halten, es wäre nicht das erste Mal, dass wir von einem „Must-See“ enttäuscht wären. Wir verbringen die Nacht am schönen Lago Roca, wo man windgeschützt zwischen Bäumen idyllisch und kostenlos campen kann. Schon auf der Anfahrt beeindrucken uns die schneebedeckten Berge und der Teil des Gletschers, den man von hier aus schon sehen kann. Wir stellen seit langem mal wieder den Wecker. Morgen ist nichts mit rumdümpeln bis wir in die Gänge kommen, wir wollen um 08.00 Uhr am Eingang stehen, denn morgens wird der Gletscher von der Sonne beschienen.
Tatsächlich leuchtet die bläulich-weisse Abbruchkante schon von weitem, obwohl das Wetter sich heute gar nicht von seiner besten Seite zeigt. Je näher wir kommen, desto mehr wird uns bewusst, wie gewaltig die Dimensionen dieses Gletschers sind. Schon von weit hinten im Bergmassiv schiebt sich die weisse Masse Richtung See, wo sie in einer 4 km langen und bis zu 70 m hohen Abbruchkante endet. Wir parkieren auf dem oberen Parkplatz und arbeiten uns über das Netz an Boardwalks und Aussichtsplattformen nach unten, bis wir genau vor dem Gletscher stehen. Es kracht und knallt im Eis und immer wieder brechen Eisstücke aus der Wand und klatschen in den See. Erst einige Sekunden später hört man den Hall, so dass man immer schon zu spät ist, wenn man auf die Geräusche reagiert. Vom Gletscher her weht ein eisiger Wind zu uns hinüber, doch wir sind bestens vorbereitet mit warmen Kleidern und heissem Maté. Mehrere Stunden verbringen wir im Park und wechseln nur zwischendurch den Mirador. Man kann nur erahnen, wo das nächste Eisstück abbricht und Dani hält mit der Kamera auf eine sehr fragil aussehende grosse Eisplatte. Tatsächlich löst sich nach wenigen Minuten unter gewaltigem Getöse ein Stück in der Grösse eines Mehrfamilienhauses und kracht in den See. Die Wellen erfassen die ganze Gletscherfront und noch mehr Eisstücke krachen ins Wasser - es ist ein gewaltiges Schauspiel. Alle paar Jahre gibt es hier ein Spektakel der besonderen Art, wenn der Gletscher so weit gewachsen ist, dass die Eismassen die gegenüberliegende Landzunge erfassen und den Abfluss des Sees blockieren. Erst steigt der Wasserpegel mehrere Meter an, bis dann der Druck so gross ist, dass die Eisbrücke weggesprengt wird. Bald wird es wieder so weit sein, aber so lange wollen wir hier an der Kälte nicht ausharren. Kurz vor Mittag verlassen wir den Park mit Hunderten Fotos im Gepäck. Diesmal hat sich der Umweg wirklich gelohnt, für uns ein riesen Highlight!
Perito Moreno Gletscher from Dani und Cel on Vimeo.
Fitz Roy
Er gilt als der berühmteste Berg Südamerikas, unter Bergsteigern als einer der schwierigsten zu besteigende Berge der Welt. Die Rede ist natürlich vom Cerro Fitz Roy, benannt nach Robert FitzRoy, dem Kapitän des Forschungsschiffs HMS Beagle, mit welchem Charles Darwin mehrere Jahre um die Welt reiste (Quelle Wiki). Der 3‘406 Meter hohe Granitfels steht im nördlichen Teil des Nationalparks Los Glaciares und ist das Aushängeschild der Touristenhochburg El Chaltén. Viele Mythen ranken sich um die Erstbesteigung des knackigen Gipfels, doch erst Mitte der Fünfziger Jahre erfolgte die anerkannte Erstbesteigung. Die Geschichten dazu studieren wir in der schön gestalteten Ranger Station, genau wie die Wetterkarte der kommenden Woche. „Wechselhaft und unberechenbar“ meint der nette Ranger, aha, jetzt wissen wir mehr. Heute sei es zu spät, um auf die 20 km lange Wanderung zur Basis des Fitz Roy aufzubrechen, wir könnten höchstens noch bis zum Mirador, heute sei nur mittelmässig bewölkt. Wir winken ab, denn wir wollen den Giganten von Nahe und ohne Wolken sehen, im Nachhinein hätten wir uns wohl anders entschieden…
Wie immer windet es stark, keine Chance auf dem öffentlichen Platz zu stehen, der für Camper vorgesehen wäre. Der Wind fegt dort gnadenlos über das Gelände, nur ein paar VW-Busse trotzen den Naturgewalten, alle hintereinander im Windschatten. Wir fahren tiefer in den Park, auf der Suche nach einem besser geschützten Platz. Unterwegs erhaschen wir einen kurzen Blick auf den Fitz Roy, als sich die Wolken zur Seite schieben. Schnell schiessen wir ein Foto, man weiss ja schliesslich nie.
So erkunden wir den Park heute im Auto und finden einen hübschen Platz am Fluss, geschützt hinter ein paar knorrigen Buchen, nicht weit vom Ausgangspunkt der morgigen Wanderung. Bereits beim Kochen kommen uns Zweifel, ob unser Zelt dem reissenden Wind standhält, der ungeachtet der schützenden Buchen ungeniert am Auto reisst. Wir entscheiden uns, das allererste Mal das Notbett im unteren Stock einzurichten. Lieber jetzt als wieder mitten in der Nacht umzuziehen. Wir schlafen gar nicht so schlecht, oder eben so gut man halt zu zweit auf 90 cm Breite schlafen kann. Zum Drehen müssen wir uns oben am Bett festhalten, fast wie in einem Spitalbett, hmm…
Mit steifem Rücken starten wir morgens vom Wanderparkplatz. Wir sind das einzige Auto, super! Während wir die Wanderschuhe schnüren, fährt ein Touribus nach dem anderen vor, und innert weniger Minuten stehen Dutzende „Stockterroristen“ auf dem Platz, das kann ja heiter werden, Danis Laune sinkt proportional zu jedem weiteren Touristen, der an uns vorbeistöckelt. Zum Glück sind die Gruppen alle gemütlich unterwegs, so dass wir bald alle überholt und alleine durch den Buchenwald wandern. Das schlechte Wetter ignorierend, bringen wir Kilometer für Kilometer und Höhemeter für Höhenmeter hinter uns und stehen vor dem Mittag vor dem letzten aber knackigen Anstieg zum Lago de los Tres, hinter welchem sich der Fitz Roy verbirgt. Nomen est omen, verborgen ist nicht nur das Objekt der Begierde, sondern die gesamte Landschaft rundum, mittlerweile hat nicht nur der Wind zugenommen, es regnet auch schon tüchtig. Für mich ist hier Schluss, da fehlt mir eindeutig die Motivation für die letzten 400 Höhenmeter. Dani hat einmal mehr Blut geleckt und will „die Sache zu Ende bringen“. So kommt es, dass er sich, gemeinsam mit einer Horde ebenso zielbewussten Stockwanderern, auf den strengen Anstieg macht. Ich mach es mir unter einem Baum halbwegs bequem und motiviere meinen Schatz per Funk. Eine Stunde später keucht es aus demselben „ich bin oben!“ Super, sage ich, und was siehst du? „Genau gar nichts!“. Ok, das ist eine echte Überraschung! Kurze Zeit später steigen wir bei Wind und Sturm wieder ab, durchnässt bis aufs Mark. Auf den letzten Kilometern windet es so stark, dass wir trotz Nieselregen fast schon wieder trocken beim Auto ankommen. Heute Nacht schlafen wir wieder oben. Soll der Wind doch das Zelt niederreissen, wir schlafen wie die Steine.
Am nächsten Tag dieselbe Geschichte. Der Rucksack wäre schon gepackt für die Wanderung zum Cerro Torre - der bei Klettern so beliebten Felsnadel - doch das Wetter ist noch übler als gestern. Bei der Rückfahrt nach El Chaltén ist die Schotterstrasse immer wieder überschwemmt, mehrere Flüsse sind teils massiv über die Ufer getreten. So machts keinen Spass. Wir verlassen den Park, nachdem wir uns für die nächsten Tage mit Vorräten eingedeckt haben, immer wieder in den Rückspiegel schauend, ob nicht doch das Wetter noch bessert. Mittlerweile fahren wir durch strahlenden Sonnenschein, nur genau über dem Fitz Roy Massiv hängt weiterhin eine grosse, schwarze Wolke…
Er gilt als der berühmteste Berg Südamerikas, unter Bergsteigern als einer der schwierigsten zu besteigende Berge der Welt. Die Rede ist natürlich vom Cerro Fitz Roy, benannt nach Robert FitzRoy, dem Kapitän des Forschungsschiffs HMS Beagle, mit welchem Charles Darwin mehrere Jahre um die Welt reiste (Quelle Wiki). Der 3‘406 Meter hohe Granitfels steht im nördlichen Teil des Nationalparks Los Glaciares und ist das Aushängeschild der Touristenhochburg El Chaltén. Viele Mythen ranken sich um die Erstbesteigung des knackigen Gipfels, doch erst Mitte der Fünfziger Jahre erfolgte die anerkannte Erstbesteigung. Die Geschichten dazu studieren wir in der schön gestalteten Ranger Station, genau wie die Wetterkarte der kommenden Woche. „Wechselhaft und unberechenbar“ meint der nette Ranger, aha, jetzt wissen wir mehr. Heute sei es zu spät, um auf die 20 km lange Wanderung zur Basis des Fitz Roy aufzubrechen, wir könnten höchstens noch bis zum Mirador, heute sei nur mittelmässig bewölkt. Wir winken ab, denn wir wollen den Giganten von Nahe und ohne Wolken sehen, im Nachhinein hätten wir uns wohl anders entschieden…
Wie immer windet es stark, keine Chance auf dem öffentlichen Platz zu stehen, der für Camper vorgesehen wäre. Der Wind fegt dort gnadenlos über das Gelände, nur ein paar VW-Busse trotzen den Naturgewalten, alle hintereinander im Windschatten. Wir fahren tiefer in den Park, auf der Suche nach einem besser geschützten Platz. Unterwegs erhaschen wir einen kurzen Blick auf den Fitz Roy, als sich die Wolken zur Seite schieben. Schnell schiessen wir ein Foto, man weiss ja schliesslich nie.
So erkunden wir den Park heute im Auto und finden einen hübschen Platz am Fluss, geschützt hinter ein paar knorrigen Buchen, nicht weit vom Ausgangspunkt der morgigen Wanderung. Bereits beim Kochen kommen uns Zweifel, ob unser Zelt dem reissenden Wind standhält, der ungeachtet der schützenden Buchen ungeniert am Auto reisst. Wir entscheiden uns, das allererste Mal das Notbett im unteren Stock einzurichten. Lieber jetzt als wieder mitten in der Nacht umzuziehen. Wir schlafen gar nicht so schlecht, oder eben so gut man halt zu zweit auf 90 cm Breite schlafen kann. Zum Drehen müssen wir uns oben am Bett festhalten, fast wie in einem Spitalbett, hmm…
Mit steifem Rücken starten wir morgens vom Wanderparkplatz. Wir sind das einzige Auto, super! Während wir die Wanderschuhe schnüren, fährt ein Touribus nach dem anderen vor, und innert weniger Minuten stehen Dutzende „Stockterroristen“ auf dem Platz, das kann ja heiter werden, Danis Laune sinkt proportional zu jedem weiteren Touristen, der an uns vorbeistöckelt. Zum Glück sind die Gruppen alle gemütlich unterwegs, so dass wir bald alle überholt und alleine durch den Buchenwald wandern. Das schlechte Wetter ignorierend, bringen wir Kilometer für Kilometer und Höhemeter für Höhenmeter hinter uns und stehen vor dem Mittag vor dem letzten aber knackigen Anstieg zum Lago de los Tres, hinter welchem sich der Fitz Roy verbirgt. Nomen est omen, verborgen ist nicht nur das Objekt der Begierde, sondern die gesamte Landschaft rundum, mittlerweile hat nicht nur der Wind zugenommen, es regnet auch schon tüchtig. Für mich ist hier Schluss, da fehlt mir eindeutig die Motivation für die letzten 400 Höhenmeter. Dani hat einmal mehr Blut geleckt und will „die Sache zu Ende bringen“. So kommt es, dass er sich, gemeinsam mit einer Horde ebenso zielbewussten Stockwanderern, auf den strengen Anstieg macht. Ich mach es mir unter einem Baum halbwegs bequem und motiviere meinen Schatz per Funk. Eine Stunde später keucht es aus demselben „ich bin oben!“ Super, sage ich, und was siehst du? „Genau gar nichts!“. Ok, das ist eine echte Überraschung! Kurze Zeit später steigen wir bei Wind und Sturm wieder ab, durchnässt bis aufs Mark. Auf den letzten Kilometern windet es so stark, dass wir trotz Nieselregen fast schon wieder trocken beim Auto ankommen. Heute Nacht schlafen wir wieder oben. Soll der Wind doch das Zelt niederreissen, wir schlafen wie die Steine.
Am nächsten Tag dieselbe Geschichte. Der Rucksack wäre schon gepackt für die Wanderung zum Cerro Torre - der bei Klettern so beliebten Felsnadel - doch das Wetter ist noch übler als gestern. Bei der Rückfahrt nach El Chaltén ist die Schotterstrasse immer wieder überschwemmt, mehrere Flüsse sind teils massiv über die Ufer getreten. So machts keinen Spass. Wir verlassen den Park, nachdem wir uns für die nächsten Tage mit Vorräten eingedeckt haben, immer wieder in den Rückspiegel schauend, ob nicht doch das Wetter noch bessert. Mittlerweile fahren wir durch strahlenden Sonnenschein, nur genau über dem Fitz Roy Massiv hängt weiterhin eine grosse, schwarze Wolke…
Durch die Pampa nordwärts
Abhaken und vorwärts schauen ist die Devise, das Reisen besteht nicht immer aus Eitel Sonnenschein. Vor uns liegen viele langweilige Kilometer durch die Pampa. Vor Gobernador Gregores, nach 300 km Tempomat fahren, finden wir einmal mehr einen schönen Platz am Fluss. Die Sonne scheint, der Wind ist erträglich, endlich kann man wieder mal die Stühle rausholen zum Aperöle, die feuchten Sachen aufhängen und ein Bad im eisigen Fluss nehmen. Die Idylle trügt, noch immer sinken die Temperaturen des Nachts auf einen gut einstelligen Bereich. Kein Wunder, der Winter naht in Patagonien, Zeit in den Norden zu kommen.
So hängen wir gleich nochmals einen Marathon-Fahrtag an und erreichen am Abend wieder die Region des Paso Roballo, der uns bei der Fahrt in den Süden bereits voll begeistert hat. Diesmal ziehen wir entlang der chilenischen Grenze nordwärts durchs Gebirge. Atemberaubende Landschaften, schroffe Felsen und immer wieder die prächtigen Andenkondore. Heute kommt keine Langeweile auf und bald erreichen wir wieder den Lago General Carrera, der auf argentinischer Seite jedoch Lago Buenos Aires heisst. Keine Seltenheit bei den gegenseitig verhassten Ländern, die Argentinier haben den Chilenen bis heute nicht verziehen, dass sie sich im Falklandkonflikt auf die Seite der Briten gestellt haben. Uns sind diese Spitzfindigkeiten jedoch egal und wir geniessen die schöne Aussicht bei einem Vesper am Ufer des Sees in der „Kirschenstadt“ Antiguos. Auf dem Weg nach Perito Moreno (die Stadt, nicht der Gletscher) suchen wir vergebens einen einigermassen windgeschützten Schlafplatz. Wir umrunden den See und werden erst kurz vor der Grenze zu Chile halbwegs fündig. Wieder ist es spät und wieder haben wir viele Kilometer hinter uns gebracht. Wir freuen uns auf wärmere Temperaturen, auch wenn wir uns wettermässig abgesehen vom Fitz Roy - ja der nagt noch etwas - nicht wirklich beklagen können.
Wieder in Chile befinden wir uns auf bekanntem Terrain. Die Berge entlang der Carretera Austral sind auch jetzt Richtung Norden wieder wolkenverhangen, so können wir getrost Durchfahren bis nach Coyhaique. Ein letztes Mal kaufen wir leckere Importwaren in Chile und füllen den Tank randvoll mit günstigem Diesel. Auf einem kleinen Markt finde ich sogar endlich neue Crocs. Es ist nicht einfach, meine Kindergrösse nicht in Rosa oder mit Comicfiguren zu finden und die Alten haben bereits Löcher in der hochwertigen Gummisohle, so dass mich die fiesen Pampa-Dornen seit Wochen plagen.
Abhaken und vorwärts schauen ist die Devise, das Reisen besteht nicht immer aus Eitel Sonnenschein. Vor uns liegen viele langweilige Kilometer durch die Pampa. Vor Gobernador Gregores, nach 300 km Tempomat fahren, finden wir einmal mehr einen schönen Platz am Fluss. Die Sonne scheint, der Wind ist erträglich, endlich kann man wieder mal die Stühle rausholen zum Aperöle, die feuchten Sachen aufhängen und ein Bad im eisigen Fluss nehmen. Die Idylle trügt, noch immer sinken die Temperaturen des Nachts auf einen gut einstelligen Bereich. Kein Wunder, der Winter naht in Patagonien, Zeit in den Norden zu kommen.
So hängen wir gleich nochmals einen Marathon-Fahrtag an und erreichen am Abend wieder die Region des Paso Roballo, der uns bei der Fahrt in den Süden bereits voll begeistert hat. Diesmal ziehen wir entlang der chilenischen Grenze nordwärts durchs Gebirge. Atemberaubende Landschaften, schroffe Felsen und immer wieder die prächtigen Andenkondore. Heute kommt keine Langeweile auf und bald erreichen wir wieder den Lago General Carrera, der auf argentinischer Seite jedoch Lago Buenos Aires heisst. Keine Seltenheit bei den gegenseitig verhassten Ländern, die Argentinier haben den Chilenen bis heute nicht verziehen, dass sie sich im Falklandkonflikt auf die Seite der Briten gestellt haben. Uns sind diese Spitzfindigkeiten jedoch egal und wir geniessen die schöne Aussicht bei einem Vesper am Ufer des Sees in der „Kirschenstadt“ Antiguos. Auf dem Weg nach Perito Moreno (die Stadt, nicht der Gletscher) suchen wir vergebens einen einigermassen windgeschützten Schlafplatz. Wir umrunden den See und werden erst kurz vor der Grenze zu Chile halbwegs fündig. Wieder ist es spät und wieder haben wir viele Kilometer hinter uns gebracht. Wir freuen uns auf wärmere Temperaturen, auch wenn wir uns wettermässig abgesehen vom Fitz Roy - ja der nagt noch etwas - nicht wirklich beklagen können.
Wieder in Chile befinden wir uns auf bekanntem Terrain. Die Berge entlang der Carretera Austral sind auch jetzt Richtung Norden wieder wolkenverhangen, so können wir getrost Durchfahren bis nach Coyhaique. Ein letztes Mal kaufen wir leckere Importwaren in Chile und füllen den Tank randvoll mit günstigem Diesel. Auf einem kleinen Markt finde ich sogar endlich neue Crocs. Es ist nicht einfach, meine Kindergrösse nicht in Rosa oder mit Comicfiguren zu finden und die Alten haben bereits Löcher in der hochwertigen Gummisohle, so dass mich die fiesen Pampa-Dornen seit Wochen plagen.
Fast wie Heimkommen...
Noch einmal fahren wir ins Valle Simpson zum schönen Camping von Don Nacho. Abgesehen davon dass uns dort ein gemütliches Haus, heisse Duschen und die Gastfreundschaft von Nacho und Sandra erwarten, hat unser Lieblingsitaliener René hier auch Original Bremsbeläge hinterlegt, die er in Bolivien für uns gekauft hat und die hier unten nirgendwo erhältlich sind.
Nacho und seine Frau begrüssen uns wie alte Freunde, da wird einem trotz des Gruselwetters warm ums Herz. Hier kann Dani in Ruhe am Auto werkeln und auch gleich die gebrochene Batterieklemme ersetzen, danach startet Tico wieder wie ne eins. Wir hatten schon Angst die Batterie gibt den Geist auf. Am Abend geniessen wir nochmals Nachos Matérunde und den geselligen Abend mit musikalischer Unterhaltung am Lagerfeuer mitten in der grossen Wohnküche. Wir stärken uns nochmal für die letzte Etappe der Carretera Austral bis hoch nach Santa Lucia, wo wir Chile endgültig verlassen und in Argentinien nordwärts ziehen.
Noch einmal fahren wir ins Valle Simpson zum schönen Camping von Don Nacho. Abgesehen davon dass uns dort ein gemütliches Haus, heisse Duschen und die Gastfreundschaft von Nacho und Sandra erwarten, hat unser Lieblingsitaliener René hier auch Original Bremsbeläge hinterlegt, die er in Bolivien für uns gekauft hat und die hier unten nirgendwo erhältlich sind.
Nacho und seine Frau begrüssen uns wie alte Freunde, da wird einem trotz des Gruselwetters warm ums Herz. Hier kann Dani in Ruhe am Auto werkeln und auch gleich die gebrochene Batterieklemme ersetzen, danach startet Tico wieder wie ne eins. Wir hatten schon Angst die Batterie gibt den Geist auf. Am Abend geniessen wir nochmals Nachos Matérunde und den geselligen Abend mit musikalischer Unterhaltung am Lagerfeuer mitten in der grossen Wohnküche. Wir stärken uns nochmal für die letzte Etappe der Carretera Austral bis hoch nach Santa Lucia, wo wir Chile endgültig verlassen und in Argentinien nordwärts ziehen.
Unser Track zum downloaden. Der Track ist auf ca. 10'000 - 20'000 Punkte reduziert und zum grössten Teil unbearbeitet. Also auch diverse Sackgassen oder Herumirren in einer Stadt. Strassenzustände ändern schnell also kein Gewähr!
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